TV-Show "The Voice of Germany" Der Betbub und die "Scheißhaus"-Drohung

Düsseldorf · Ist es ein Mann, eine Frau – oder doch eine Bayerin? Beim vorletzten Blindvorsingen kommen die Coaches gewaltig ins Trudeln. Man könnte sie für ihre zeitweilige Blindheit direkt beneiden.

Ist es ein Mann, eine Frau — oder doch eine Bayerin? Beim vorletzten Blindvorsingen kommen die Coaches gewaltig ins Trudeln. Man könnte sie für ihre zeitweilige Blindheit direkt beneiden.

Manchmal, denkt man sich während der vorletzten Blind Auditions, manchmal wäre es doch schön, wenn das Nur-hören-nichts-sehen-Prinzip nicht nur für die Coaches, sondern auch für die Zuschauer gelten würde. Und man also selbst in die Verwirrung geraten könnte, in die manche Stimmen selbst die erfahrenen Jurorenohren schicken. "Wie viele sind das?", "Ein Mann und eine Frau — oder?", "Nee, nur eine Frau — oder?" — und am Ende steht da dann doch ein einzelner Mann mit beeindruckender Stimmrange, ein ungebuzzerter leider noch dazu, weil die Jury eben nicht glauben konnte, was sie da hörte.

Der ulkigste Moment der gestrigen Vorsing-Sendung war auch dem gnädigen Umstand geschuldet, dass die Coaches, anders als die Zuschauer, die abermals leicht nervigen Kandidaten-Vorstellungsfilmchen nicht sehen mussten. "Das ist jemand, der nicht richtig deutsch spricht, aber deutsch singt", diagnostizierte Michi Beck — und dann war das doch nur eine Urbayerin, die in Mundart sang.

Zweitulkigster Moment: Samu Habers langer, langer Kampfmonolog, mit der er Vincenzo, 22, davon überzeugen wollte, lieber in sein Team zu kommen und nicht zu den Fantas zu gehen. Ausführlichst hatte man den Kandidaten zuvor als superfrommen Betbuben porträtiert, der sein ganzes Leben nach Gott ausrichtet. Umso komischer wirkte dann der fäkal-argumentative Vortrag des Coaches: "Wenn du in zwei Jahren traurig in deinem kleinen, dreckigen Scheißhaus sitzt und dich fragst, warum bin ich nur mit den Fantas gegangen — dann ruf mich nicht an."

Ansonsten reichte die Spanne auch dieses Mal wieder vom leicht prekären, 51-jährigen Teilzeit-Straßenmusikanten Roland ("Mit dem Geld ist es immer so eine Sache") bis zur top-ehrgeizigen 18-Jährigen Yasmin, die von einer internationalen Musikkarriere in Beyoncé-Manier träumt, vom niedlichen Bühnen-Neuling Fabian, dessen Singer-Songwriter-Gefühligkeit buchstäblich im allerletzten Moment in die nächste Runde gebuzzert wurde, bis zur 34-jährigen, sängerisch abgezockten Jayla, die mit klassischem Soul-Geröhre "wie Whitney Houston in die Geschichte eingehen" will und der Smudo bescheinigt: "Deine Stimme ist so alt wie das Buch Moses."

Am Donnerstag buzzern die Coaches in der letzten Vorsing-Folge ihre Teams komplett. Die spannendste Frage ist an diesem Punkt allerdings längst, ob die Nähte der Lena-Gerckeschen-Moderationsuniform bis dahin noch halten: Der Abgerissene-Schulmädchen-Ghettozopflook weist inzwischen doch sehr deutliche Ollheits-Abnutzungsspuren auf.

(arü)
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