TV-Kritik zu "The Voice of Germany" "Battles" halten nicht, was sie versprechen

Berlin · "Du bist so toll!", "Das war geil, geil, geil!" "Ich bin so stolz auf euch!" Bei "The Voice of Germany" haben sich alle lieb - und dass, obwohl es dort gerade in den "Battles" für die Kandidaten um Alles geht. Wie viel Harmonie verträgt eine gute Castingshow?

The Voice of Germany - Alle Jurymitglieder der vorherigen Staffeln
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Das ist die Jury von „The Voice of Germany“

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Foto: dpa/Andre Kowalski

Auf der Bühne bei "The Voice of Germany" ist ein Boxring aufgebaut. Das muss so sein, schließlich finden gerade die "Battles", zu deutsch "Duelle", statt. Jeweils zwei Kandidaten, die zuvor in eines der Teams der Coaches Rea Garvey, Michi Beck und Smudo von den Fantastischen Vier, Stefanie Kloß von Silbermond oder Samu Haber gewählt wurden, treten hier buchstäblich gegeneinander in den Ring.

Ein "Battle" läuft immer gleich ab: Die beiden Kandidaten singen gemeinsam einen Song. Danach wählt das Jurymitglied, zu dessen Team die Sänger gehören, einen Sieger. Er kommt eine Runde weiter. Der andere ist der Verlierer, so wollen es die Spielregeln. Moderator Thore Schölermann spricht dann gern vom "Knockout". Bei den Battles geht einer der beiden Kandidaten im Ring K.o., und zwar immer in der ersten Runde. Für ihn ist "The Voice of Germany" vorbei.

Sind die Battles nur heiße Luft?

Dieses Prozedere verspricht spannende Duelle, Kopf-an-Kopf-Rennen und Kandidaten, die verbissen um den Einzug in die Live Shows kämpfen, die alles geben. Und gerade deshalb musikalische Höchstleistungen abliefern. Klar, dass da auch mal die Fetzen fliegen, die Emotionen hochkochen. Oder?

Voice of Germany 2013 - das Finale
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Voice of Germany 2013 - das Finale

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Ja, an Emotionen gab es in der Sendung am Freitag keinen Mangel. Bloß waren die irgendwie so gar nicht kämpferisch aufgeheizt, wie man es von einer Show erwarten könnte, die sich selbst als "Battles" bezeichnet. Stattdessen hatten sich alle einfach total lieb.

"Tolle Auftritte, tolle Songauswahl"

Da loben die Coaches ihre Schützlinge über den Klee. Zum Beispiel, als die Kandidaten Andrei und Ingo Rea Garvey's Lieblingssong "Pompei" singen. Erst ist Rea skeptisch, ob er den beiden nicht zu viel zugemutet hat. Am Ende aber wird doch alles gut: "Ich bin so stolz, dass ihr das so gut gemacht habt", sagt Rea, bevor er sich für Andrei entscheidet. K.o. für Ingo, doch der freut sich - trotzdem, irgendwie. Von Coach Stefanie gibt es Lob für Rea's "tolle Songauswahl".

Diesem Schema bleibt die Sendung bis zum Ende treu: Ein Battle nach dem anderen versinkt in Harmonie. Sogar die Kandidaten, die ja eigentlich Konkurrenten sind, werden zu dicken Freunden: Patrick und Kris vom Team Fanta, die gegeneinander im Battle singen, schwören sich noch kurz vor ihrem Auftritt, "dass unsere Freundschaft nie zerbricht". Am Ende geht Kris K.o. Und freut sich für Patrick, weil der weiter ist. Klar.

Samu ist der süße Mann aus Finnland - oder?

Zugegeben: Es gibt einen Moment in der Show am Freitag, da ist nicht alles "Friede-Freude-Eierkuchen". Dieser Moment ist gleichzeitig die wohl interessanteste Episode der Sendung. Während der Proben geht Kandidat Arnold seinem Coach Samu gehörig auf die Nerven - und bekommt gleich eine klare Ansage: "Mein Job ist es nicht, hier nur der süße Mann aus Finnland zu sein", sagt Samu. "Wenn du mir noch einmal sagst, ich würde nie etwas Positives über dich sagen, schicke ich dich in dem Battle nach Hause". Macht er dann auch - aber natürlich erst, nachdem die beiden sich versöhnt haben.

Der tolle Umgang zwischen Kandidaten und Jury und zwischen den Kandidaten untereinander unterscheidet "The Voice of Germany" von vielen anderen Castingshows - und zwar im positiven Sinne. Doch obwohl die positive Energie der Show genau das ist, was sie sehenswert macht, ist sie auch gleichzeitig ein schmaler Grad. Die Macher von "The Voice of Germany" müssen aufpassen, dass ihre Show nicht zu weichgespült wirkt. Denn weichgespült ist schnell langweilig.

Die Momente, in denen Kandidaten und Jury mit sich selbst und gegen ihre Konkurrenten um den Sieg kämpfen sind die, die eine Musikshow interessant machen. "The Voice of Germany" braucht mehr von diesen Momenten. Erst recht, wenn das, was dem Zuschauer hier geboten wird, "Battles" sein sollen. Dass es trotzdem immer menschlich und fair zugehen muss, versteht sich von selbst. Der Zuschauer braucht kein zweites Kandidaten-Runterputzen a la "Deutschland sucht den Superstar". Doch er braucht auch keinen zweiten Fernsehgarten.

(lsa)
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