Interview mit Thomas Gottschalk "Ich war früher alternativlos"

Köln · In Köln bekommt der Moderator Thomas Gottschalk am Abend bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreis 2018 einen Award für sein Lebenswerk. Er blickt auf eine lange Karriere zurück. Das Business habe sich im Laufe der Jahre sehr verändert.

 Am Abend wird der Moderator für sein Lebenswerk geehrt.

Am Abend wird der Moderator für sein Lebenswerk geehrt.

Foto: dpa

Thomas Gottschalk (67) hat die Seiten gewechselt. 2008 moderierte er die Gala zum Deutschen Fernsehpreis und musste beobachten, wie Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki (1920-2013) die Auszeichnung für sein Lebenswerk wortreich ablehnte. Heute bekommt Gottschalk nun selbst ausgerechnet diese Ehrung.

Herr Gottschalk, was fällt Ihnen zu dem Satz "Ich nehme diesen Preis nicht an!" ein?

Gottschalk Das war einer der seltenen Momente, wo jemand live im Fernsehen, ohne Rücksicht auf Verluste, wirklich ehrlich war. Marcel Reich-Ranicki hatte in einer mehrstündigen Veranstaltung bemerkt, dass man ihn in den falschen Film gesetzt hatte, und er hat seiner Entrüstung darüber eloquent Luft gemacht. Dafür bewundere ich ihn noch heute.

Nun die entscheidende Frage: Werden Sie den Preis annehmen?

Gottschalk Ich sitze ja im richtigen Film und hatte das Glück, darin eine Hauptrolle zu spielen. Ich freue mich über die Auszeichnung und nehme sie dankbar und in Demut an. Wie alle Hochs und Tiefs, die ich in meiner Karriere erlebt habe.

Wie würden Sie allgemein den Zustand des deutschen Fernsehens gerade beurteilen?

Gottschalk Das sollen andere machen, bevor ich hier in die "Früher war alles besser"-Falle trete.

Die Medienwelt hat sich ganz schön verändert. Früher musste man als Unterhalter zum Fernsehen, um den ganz großen Durchbruch zu schaffen. Heute geht das vermeintlich leichter: auf YouTube, Instagram oder Snapchat. Wäre aus Ihnen auch ein YouTuber geworden, würden Sie heute noch mal Ihre Karriere beginnen?

Gottschalk Leichter ist gar nichts. Als ich angefangen habe, im Fernsehen mein blondes Haupt zu schütteln, war ich alternativlos. Heute schüttelt an jeder Ecke irgendjemand irgendwas und findet seine Follower. Der eine mehr, der andere weniger. Aber die warten alle nicht mehr darauf, dass es Samstagabend wird und 20.15 Uhr.

Jonas-Erik Schmidt führte das Gespräch

(RP)
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