"München 72 - Das Attentat" TV-Drama zum Olympia-Attentat

München · Über die Ereignisse bei den 20. Sommerspielen in München 1972, als acht Mitglieder der palästinensischen Terrorgruppe "Schwarzer September" elf israelische Geiseln ermordeten, zeigt das ZDF am Montag eine fiktionale TV-Produktion. Heino Ferch spielt die Rolle des unfähigen Polizeipräsidenten.

Bilder aus "München 72 - Das Attentat"
17 Bilder

Bilder aus "München 72 - Das Attentat"

17 Bilder

Es sollten die "heiteren Spiele" von München werden. Diesen Begriff hatte der Präsident des Olympischen Komitees, Willi Daume, im Vorfeld der 20. Olympischen Sommerspiele 1972 geprägt. Doch ihm haftete am Ende bittere Ironie an. Denn an einem sonnigen Septembertag wurden die olympischen Festspiele in der bayerischen Landeshauptstadt das Ziel eines blutigen Anschlags: Palästinensische Terroristen nahmen elf israelische Sportler im olympischen Dorf als Geiseln und töteten sie später bei einer missglückten Befreiungsaktion der Polizei.

Auf den Geschehnissen vom 5. September 1972 basieren zahlreiche Dokumentar- und Spielfilme. Mit "München 72 — Das Attentat" versuchen die Produzenten um Nico Hofmann, sich den Schreckensbildern in einem fiktionalen Fernsehdrama zu nähern. Das ZDF zeigt heute um 20.15 Uhr den 90-minütigen Spielfilm, der vor allem das amateurhafte Verhalten der Polizei in den Fokus rückt: Dabei haben Martin Rauhaus (Buch) und Dror Zahavi (Regie) es nicht darauf abgesehen, die Mitglieder des Krisenstabs bloßzustellen — auch wenn dem von Heino Ferch gespielten Polizeipräsidenten eine peinliche Fehleinschätzung nach der anderen unterläuft.

Mit den Spielen selbst und den damit verbundenen Hoffnungen der Nation hält sich der Film nur kurz auf. Schnell zeigt sich, dass die Polizei nicht einmal theoretisch auf eine Geiselnahme vorbereitet ist. Eventuelle Konflikte werden achselzuckend weggelächelt. Unbekümmert tut der Polizeipräsident im Prolog das Planspiel eines Kriminalpsychologen, der genau dieses Szenario entwirft, als realitätsfremd ab. Trotz dieser offenkundigen Borniertheit sind der Polizeichef und seine Kollegen eher tragische als lächerliche Figuren.

Die Identifikationspersonen im Zentrum müssen naturgemäß aus anderem Holz geschnitzt sein: Um die als Ordnungskraft eingesetzte Polizistin Anna Gerbers (Bernadette Heerwagen) und Hubschrauberpilot Michael Bruckner (Felix Klare) dreht sich eine emotionale Liebesgeschichte. Zudem repräsentieren die beiden ein neues Deutschland, das der Welt beweisen will, wie sehr sich dieses Land 27 Jahre nach dem Kriegsende gewandelt hat. Ein Versprechen, das in dieser Form erst beim deutschen "Sommermärchen" während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 eingelöst werden konnte.

Ansonsten sind es vor allem die Darsteller selbst, die überzeugen und die eben jene Gänsehaut auslösen, die verfilmte Ereignisse der jüngeren Zeitgeschichte zu bewirken vermögen. Herausragend, obwohl Hans-Dietrich Genscher äußerlich kaum ähnlich sehend, spielt Stephan Grossmann den damaligen Innenminister. Ähnlich markant: Benjamin Sadler als junger Adjutant Ulrich Wegener, der das Vorgehen des Krisenstabs aus nächster Nähe beobachtet.

Die Tragödie von München gilt als Geburtsstunde des internationalen Terrorismus. Und der tragische Ausgang des Verbrechens war ein grausamer Beleg dafür, dass konventionelle Polizeimethoden versagen müssen, wenn Verbrecher keine Angst vor dem Tod haben. Diese Erkenntnis markiert den Schluss des Films und sorgt für ein halbwegs versöhnliches Ende: Das Desaster des völlig misslungenen Befreiungsversuchs auf dem Flughafen in Riem führt zur Gründung der speziell geschulten Einsatztruppe GSG 9, die fünf Jahre später in Mogadischu erfolgreich die Entführung einer Lufthansa-Maschine beendet.

(RP/sap/pst)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort