TV-Kritik zum Dschungelcamp-Start Es wird die beste Staffel aller Zeiten

Brisbane · Bereits jetzt steht fest, dass sich RTL mit der neuen Staffel des Dschungelcamps selbst übertreffen wird. Der Start von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" war sensationell. Der Privatsender darf sich vor allem für die Auswahl der Kandidaten feiern.

Michael Wendler und Larissa Marolt in der ersten Prüfung
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Bereits jetzt steht fest, dass sich RTL mit der neuen Staffel des Dschungelcamps selbst übertreffen wird. Der Start von "Ich bin ein Star — Holt mich hier raus!" war sensationell. Der Privatsender darf sich vor allem für die Auswahl der Kandidaten feiern.

Wenn die Moderatoren Sonja Zietlow und Daniel Hartwich von der "schillerndsten Gruppe ever", also aller Zeiten, sprechen, wenn sie über die elf Kandidaten des Dschungelcamps reden, dann ist das nicht übertrieben, sondern angebracht. RTL hat, das beweist die erste Folge der achten Staffel, die beste Mischung seit Beginn der Sendung vor zehn Jahren eingekauft.

Am Format hat sich im Vergleich zu den Vorjahren nichts geändert, und auch wegen der Dschungelprüfungen muss man nicht unbedingt einschalten. Schleim am ganzen Körper, Schlangen um den Hals, Spinnen im Mund, Kakerlaken in den Haaren, Schmusekurs mit Straußen — hat man alles schon gesehen, hat man alles schon erlebt, das ist eher langweilig.

Doch ausschließlich deswegen schalten auch nur noch ganz wenige ein. Den Ekelfaktor gibt es nach all den Jahren so gut wie gar nicht mehr. Es geht darum, was die Kandidaten sagen, über wen sie was sagen, und was die Moderatoren — unter anderem dank der Hilfe des ausgezeichneten Sprüche-Schreibers Micky Beisenherz — über die Kandidaten sagen.

Das wissen auch die mehr oder weniger Prominenten des Dschungelcamps — und fügen sich in die Rollen, die RTL für sie vorgesehen hat. Der Sender inszeniert den selbsternannten König des Pop-Schlagers Michael Wendler als Weltstar, so wie er es im vergangenen Jahr auch schon mit dem einst schönsten Mann der Welt, dem mittlerweile sehr alt aussehenden Helmut Berger, getan hat. Der Wendler hat aber, das liegt schon am Altersunterschied von 28 Jahren, mehr Durchhaltevermögen — und will in seinem Leben auch noch etwas erreichen. Zudem ist er ein Medien-Profi und weiß, wie er sich am besten inszeniert.

Model Larissa Marolt, mit der er zur ersten Dschungelprüfung antreten musste, ist schon jetzt die Nervensäge — und erfüllt somit die Rolle, die RTL für sie vorgesehen hat. Sie ist die perfekte Mischung aus den ehemaligen Teilnehmern Sarah Knappik, Fiona Erdmann und Georgina Bülowius.

Und wie bei Larissa und dem Wendler, der irgendwas zwischen Costa Cordalis und Willi Herren darstellen soll, haben die Macher der Sendung bei allen Teilnehmern ein sehr glückliches Händchen bewiesen.

Paradiesvogel Julian F. M. Stöckel ist eine Mischung aus Ross Anthony und Joey Heindle, Winfried Glatzeder ist als Konglomerat aus Helmut Berger und Mathieu Carrière der Intellektuelle. Ruhepol Jochen Bendel lehnt sich an Arno Funke und Peer Kusmagk an, Gute-Laune-Bär Marco Angelini an Jay Khan und Patrick Nuo. Die Rolle des Möchtegerns nimmt Mola Adebisi ein, der sich an Ailton und Dustin Semmelrogge orientiert.

Bei den Damen erinnert Prinzessin Gabby Rinne an Kim Gloss und Indira Weis, die Schlange Melanie Müller ist eine Mischung aus Desirée Nick und Micaela Schäfer. Tanja Schumann wird als Mix aus Brigitte Nielsen und Lisa Fitz zur Mutti, und Corinna Drews wird man schnell wieder vergessen haben, wenn sie nicht mehr wie Ingrid van Bergen wird, sondern wie Ramona Leiß bleibt.

Gewinner des Tages: Der Wendler. Anführer, Sprücheklopfer, Macher — RTL inszeniert den Schlagersänger nicht nur als Weltstar, sondern auch als Teamchef des ersten Tages und zukünftigen Dschungelkönig. In den Werbepausen wird auch noch sein neues Album "The Very Best of" angepriesen. Einzig sein Diva-Anfall nach der erfolgreichen Dschungelprüfung trübte das Bild.

Verlierer des Tages: Mola. Selbst Melanie, die vor Angst vor dem Fallschirmsprung ins Camp heult, steigt ins Flugzeug und springt im Tandem mit einem Profi aus dem Flugzeug. Der Ex-Moderator, der seine letzte Chance als vermeintlicher Prominenter eigentlich nutzen wollte, um sich als taff zu präsentieren, verkommt schon vor dem Einzug ins Lager zum Weichei.

Der heimliche Held: Winfried hat geschafft, was noch keiner vor ihm geschafft hat: Er hat Larissa sprachlos gemacht. Bereits nach der ersten Nacht liest er der Nervensäge die Leviten. "Ich habe jetzt wenig Zuneigung zu dir, weil du uns das Leben hier schwermachst", sagt er. Hoffentlich hält sich Larissa nicht an den Rat, sich ins Team zu integrieren.

Das überflüssigste Geständnis: Er habe in den vergangenen fünf Jahren 1,5 Millionen Platten verkauft, sieben Goldene Schallplatten abgesahnt und zwei Echo-Nominierungen eingeheimst. Lieber Michael Wendler — wer weiß das bitte nicht?

Erstaunlichstes Talent: Winfried kann Rucksäcke öffnen. Das hat Larissa nicht geschafft.

Modischer Totalausfall: Julian F. M. Stöckel hat als Luxus-Gegenstand ein eigens kreiertes dunkles Tuch mit viel Lila mitgenommen, was er wahlweise am linken Handgelenk oder um den Kopf trägt. Falls er sich dadurch einen Schub für seine Mode-Kollektion erhofft, ist er auf dem Holzweg.

Bissigste Moderation: "So steht er da, wo er schon einmal stand: Ganz alleine im Nirgendwo, während alle anderen ohne ihn durchstarten", sagt Zietlow über Mola, als er den Abflug zum Fallschirmsprung ins Camp verweigert.


(spol)
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