TV-Talk mit Sandra Maischberger Schall und Wahn und Donald Trump

Düsseldorf · Das Rätselraten darüber, was Donald Trump wohl als nächstes tun könnte, ist zu einer Lieblingsbeschäftigung in deutschen TV-Talkshows geworden. Auch die Experten in Sandra Maischbergers Runde zerbrachen sich wieder einmal den Kopf über den mächtigsten Mann der Welt.

"Trump gegen den Rest der Welt?" - Das waren die Gäste bei Sandra Maischberger
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"Trump gegen den Rest der Welt?" - Das waren die Gäste bei Maischberger

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Foto: Max Kohr

Darum ging's: Wenn die letzten vier Wochen eines bewiesen haben, dann, dass Donald Trump als US-Präsident genau so unberechenbar ist, wie er es als Präsidentschaftskandidat schon lange war. Was das für Amerika und den Rest der Welt bedeutet, wollte Sandra Maischberger von ihren Gästen wissen und fragte: "Trump gegen den Rest der Welt?"

Darum ging's wirklich: Über das Phänomen Donald Trump lassen sich zahllose Diskussionen führen, im Fernsehen und am heimischen Esstisch. Der Erkenntnisgewinn bleibt dabei oft gering: Was man sicher weiß, ist längst gesagt, über den Rest kann man bloß spekulieren. Sandra Maischbergers Talkrunde ging es nicht anders.

  • Norbert Röttgen (CDU), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag
  • Thilo Sarrazin, ehemaliger Bundesbankvorstand, Politiker und Buchautor
  • Ulrich Kienzle, Journalist
  • Sandra Navidi, Finanzexpertin
  • Michael Wolffsohn, Historiker und Publizist

Der Frontverlauf: Die erste Frage des Abends stellte Sandra Maischberger an die in New York lebende Finanzexpertin Sandra Navidi. Deren Urteil zu den ersten Wochen unter US-Präsident Donald Trump fiel vernichtend aus. "Eine Krise der Inkompetenz und der Täuschung" spiele sich vor aller Augen ab, ein "Spionagethriller live", so Navidi. Das Schlimmste daran sei, dass der Irrsinn auch noch Methode habe. In Trumps Chefberater Stephen Bannon sieht sie einen Strategen, der das ganze politische System der USA am liebsten zum Einsturz bringen würde. Bannon durchdenke alles, Trump setze das dann um.

Auch später in der Sendung scheute Navidi nicht vor drastischen Worten zurück und sagte mit Blick auf Trump: "Diktatoren in spe kommen nicht mehr mit dem Panzer angerollt." Im Moment würden die Kontrollmechanismen des amerikanischen Regierungssystems zwar noch funktionieren, aber diese seien nicht garantiert.

Von dieser Einschätzung distanzierte sich Historiker Michael Wolffsohn und bat zur "Vorsicht vor Weltuntergangsszenarien". Mit dem römischen Kaiser Nero, der der Legende nach Rom angezündet haben soll, wollte Wolffsohn Trump nicht vergleichen. Die ersten Wochen im Amt seien für einen amerikanischen Präsidenten oft schwierig, befand er.

Darüber hinaus mahnte Wolffsohn an, dass Trump als gewählter Präsident auch für sich beanspruchen könne, für das Volk zu sprechen. In Trumps außenpolitischer Sprunghaftigkeit in den ersten Wochen machte der Historiker gar eine clevere Strategie des US-Präsidenten aus. So verbessere Trump ganz einfach seine Verhandlungsposition.

Gegen Hysterie in Sachen Trump verwehrte sich auch der Journalist Ulrich Kienzle — obwohl er Trump einen "menschlichen Molotowcocktail" nannte, der auch immer wieder explodiere. Trumps außenpolitischer Zickzackkurs hielt er nicht zuletzt für ein Mittel, um von innenpolitischen Problemen wie dem von Gerichten gestoppten Einreisestopp abzulenken. In harten Sachen, so Kienzle, sei er bei Trump aber nicht so pessimistisch.

Mit Thilo Sarrazin saß auch einer in der Runde, der Donald Trump gegenüber nicht skeptisch, sondern aufgeschlossen gegenübersteht. "Er ist nicht sympathisch, er ist irgendwo ein Narzisst", gab Sarrazin zwar zu. Aber bei den "Megathemen" falsche Einwanderung und mehr Wertschöpfung im eigenen Land sah Sarrazin Trump auf dem richtigen Weg. Hier könnte der Präsident in den nächsten Jahren nach seiner Einschätzung durchaus erfolgreich sein.

Während die übrigen Gäste in der Runde Trumps Einreisebann ablehnten, fand Sarrazin diesen zwar schlecht vorbereitet, aber im Grundsatz unbedenklich. Eine klare Einwanderungspolitik sei "eine legitime politische Entscheidung", die auch Gerichte nicht ändern sollten.

Norbert Röttgen schließlich, der gerade von einem Besuch aus Washington zurückgekehrt war, betonte, dass Donald Trump nicht der einzige Mann mit Macht in den USA ist. Die Auffassung, es gebe Amerika auf der einen und den Rest der Welt auf der anderen Seite, teile nicht jeder in Washington. "Im Kongress gibt es diesen Bazillus noch nicht", so Röttgen. Trumps Schwerpunkte sah Röttgen bei den Themen Jobs und Migration, die Außen- und Sicherheitspolitik könnte Trump nach Meinung Röttgens auch an seine Minister abtreten.

Am Ende spekulierte die Runde noch über den künftigen außenpolitischen Kurs. Wolfssohn glaubte daran, dass Trump das Verhältnis zu Russland "pragmatisieren" werde. Sarrazin sah ihn gar als "friedensstiftend" im Nahen Osten. Röttgen ging von schärferen rhetorischen Linien gegen den Iran aus. Nun gut, wir werden es ja sehen.

Satz des Abends: "Wir sind in der Ouvertüre, das Hauptstück und das Finale kommen erst noch." Michael Wolfssohn

Fazit: Eine weitere Talkrunde hat sich an Donald Trump abgearbeitet. Viel Neues hat man zwar auch an diesem Abend nicht gehört. Doch künftige Diskussionen über Donald Trump sind uns dennoch sicher.

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