"Fake News" Vertrauen in Medien wächst wieder

Mainz · Forscher der Universität Mainz haben herausgefunden: Die Lügenpresse-Hysterie ebbt ab.

Den Medien in Deutschland ist es offenbar gelungen, in den vergangenen Jahren verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Einer aktuellen Studie des Mainzer Instituts für Publizistik zufolge sank der Anteil der Bundesbürger, die den Medien prinzipiell kaum Glauben schenken, im Jahr 2017 auf 17 Prozent. Im Jahr zuvor waren es noch 22 Prozent. "Die Lügenpresse-Hysterie ebbt ab", lautet ein Fazit der Forscher, die bundesweit repräsentativ 1200 Erwachsene im vergangenen November und Dezember über ihre Einstellung zu den Medien befragt hatten.

Der Mainzer Kommunikationswissenschaftler Christian Schemer, einer der Autoren der Studie, sprach von einem "ermutigenden Zeichen" für die Presse. Eine Ursache für die Entwicklung sei, dass große Aufregerthemen wie die Flüchtlingspolitik an Brisanz verloren hätten, sagte er. So teilten 2017 noch 13 Prozent der Bundesbürger die Auffassung, die Bevölkerung werde "von den Medien systematisch belogen". Ein Jahr zuvor hatten 19 Prozent der These zugestimmt. Zugleich stieg der Anteil derjenigen Mediennutzer, die dem Lügenpresse-Vorwurf entschieden widersprechen, von 44 auf 56 Prozent.

Insgesamt genießen die öffentlich-rechtlichen Sender weiterhin das größte Ansehen unter allen Medien. 72 Prozent der Deutschen halten deren Berichterstattung für vertrauenswürdig. Tageszeitungen rangieren mit 66 Prozent knapp dahinter. Das Privatfernsehen steigerte sich auf 29 Prozent. Das Internet stürzte in puncto Vertrauenswürdigkeit hingegen innerhalb eines Jahres ab und wird statt von 24 Prozent der Befragten nur noch von zehn Prozent als glaubwürdige Informationsquelle gesehen. Ähnlich schlecht stehen die Boulevardzeitungen da.

Den Glaubwürdigkeitsverlust des Internets begründete Schemer mit der intensiven Debatte im Vorfeld der Bundestagswahl um Fake News und vermeintliche ausländische Einflussnahme. 74 Prozent der Deutschen stimmten demnach der These zu, Fake News stellten eine "echte Gefahr für die Gesellschaft" dar. 69 Prozent forderten, der Staat müsse mit Gesetzen dagegen ankämpfen. Mangelndes Vertrauen in die Medien äußerten nach Angaben der Wissenschaftler vor allem Menschen, die mit der wirtschaftlichen Situation unzufrieden waren sowie überdurchschnittlich viele Anhänger der AfD. Wähler von SPD und Grünen bewerteten die Medien überdurchschnittlich oft als glaubwürdig. Die Mainzer Wissenschaftler sehen auch einen Zusammenhang zwischen fehlendem Faktenwissen über die Funktionsweise von Medien und generellem Misstrauen in deren Arbeit. Beispielsweise glauben elf Prozent der Deutschen fälschlicherweise, dass Journalisten alle Texte vor Veröffentlichung von Behörden prüfen lassen müssten.

(epd)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort