"The Voice of Germany" "Wenn dich dein Leben nervt, streu Glitzer drüber"

Düsseldorf · Ein Opernsänger, eine Rockröhre, ein ehemaliger Soap-Star: Die dritte Runde der Blind Auditions bei "The Voice of Germany" hatte es in sich. Samu outete sich als Schlager-Fan und die Coaches komponierten ihren ersten eigenen Hit.

 "The Voice"-Coach Samu Haber (Archivfoto).

"The Voice"-Coach Samu Haber (Archivfoto).

Foto: SAT.1/ProSieben/Richard Hübner

Zwei Kandidaten konnten dabei gleich alle fünf Coaches von sich überzeugen. Luana Eschment, 16 Jahre, blonder Undercut, knallroter Lippenstift, präsentierte "Ich bin morgens immer müde" derart rockig und selbstbewusst, dass sie nochmal singen musste. Den gleichen Song, in einer Kurzversion.

Eine Zugabe hatte auch Marlin Williford dabei. Der 43-Jährige stammt aus New York City, lebt aber seit sechs Jahren in Berlin. Als Gospelsänger hat er angefangen, arbeitet mittlerweile als Tenor in der Oper - und möchte jetzt bei "The Voice" nochmal etwas ganz anderes ausprobieren: "Oper ist meine Droge, aber hier kann ich mehr machen." Seine soulige Interpretation von "Legendary", die an mancher Stelle besser klang als das Original, und die Zugabe, ein kurzes "Ave Maria", trieben manchem Zuschauer die Tränen in die Augen.

Logisch, dass die beiden Kandidaten besonders umkämpft waren. Samu überzeugte Marlin mit einer (wie sich später herausstellte gelogenen) Geschichte um einen angeblichen Besuch in einer New Yorker Zauberschule, Luana entschied sich für Team Mark.

Überhaupt waren Mark und Samu an diesem Abend die beliebtesten Coaches. So entschieden sich nur zwei Kandidaten für das Team von Yvonne Catterfeld: das Duo "2J", Jonny und Jakob, zwei beste Freunde mit Boygroup-Charme. Die überzeugten mit einem zwar schnulzigen, aber doch stimmigen Duett von "Friends will be Friends" nicht nur das Publikum, sondern auch Catterfeld, die den Gesang der zwei als "smooth und sehr harmonisch" lobte.

Auch die Fantas konnten nur eine Kandidatin für sich gewinnen - aber dafür eine mit einer besonderen Geschichte. Stefanie Nerpel, 39 Jahre alt, hat nämlich nicht nur am 90er Welthit "Narcotic" mitgewirkt und für Gentleman und Shakira im Background gesungen - sondern auch beim Fanta Vier-Hit "Die da" mitgewirkt. Das verriet sie den beiden aber erst nach ihrer Auswahl hinter der Bühne und Michi und Smudo war es sichtlich peinlich, Nerpel nicht erkannt zu haben.

Neu im Team Samu ist Chris Bertl aus Österreich, der eigentlich Schlager singt und sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Darauf zumindest deutete sein eingeblendetes Musikvideo ein, in dem er halbnackt auf einer Plüschwolke den Liebesgott Amor gibt. Sein Lebensmotto ist ähnlich schillernd wie er selbst: "Wenn dich das Leben nervt, streu Glitzer drüber." Auf der "The Voice"-Bühne sang Bertl den ESC-Gewinner von 2014, "Rise like a Phoenix" von Conchita Wurst.

"Ich liebe Schlager, das Musikantenstadl ist mein Lieblingsprogramm" - damit konnte Samu den 35-jährigen Österreicher schnell für sein Team gewinnen, stieß bei seinen Mitjuroren aber eher auf Unverständnis. "Folge deinem Herzen, folge deinem Bauchgefühl", schnulzte Samu - und inspirierte die anderen damit zu einer spontanen Schlagereinlage, die im Laufe der Sendung immer weiter verfeinert wurde.

Eine politische Botschaft hatte die 20-jährige Filiz Arslan mit im Gepäck: Sie gab den Song "Doppelleben" von Elif zum Besten, der sich mit der schwierigen Rolle türkischer Mädchen in ihrer Familie auseinandersetzt. Sie entschied sich für Team Mark - auch wenn dieser mit seinem Versuch, Sängerin Elif anzurufen (mit der er schon einmal ein Lied geschrieben hat), kläglich an der Mailbox scheiterte.

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Foto: dpa/Jörg Carstensen

Doch nicht alle Kandidaten überzeugten die Coaches. Angelo Walter etwa wurde zwar nett beim Kaffeetrinken eingeführt, für mehr reichte es dann aber nicht. Paulina Vereti singt zwar schon seit ihrer Kindheit und ist bei Florian Silbereisen aufgetreten, doch nicht einmal Schlager-Fan Samu war begeistert. Hang-Shuen Lee aus Hong-Kong hatte zwar ihre Familie dabei, war aber insgesamt zu schüchtern, zu zart - immerhin: Sie will wiederkommen.

Anders dagegen Maria Giuseppina Cammiso. Die 26-Jährige sang mit "Chasing Highs" eine Ode auf ihren Freund und konnte damit Mark für sich begeistern. Auch die Mutter war ganz angetan - und das, obwohl sie vorher freimütig bekannte: "Ich finde ihr Temperament schon anstrengend" (was ihr von der Tochter ein entsetztes "Mama, du bist im Fernsehen" einbrachte).

Und auch der ehemalige Soap-Star Mars, eigentlich Marcel Saibert, nahm mit seiner selbstbewussten Interpretation von "Chasing Waterfalls" nicht nur das Publikum, sondern auch alle männlichen Coaches für sich ein. Fünf Jahre hat der Düsseldorfer bei "Unter Uns" mitgespielt, sagt aber selbst: "Ich war eigentlich immer schon mehr Sänger als Schauspieler". Jetzt hat er im Team Samu bei "The Voice of Germany" die Chance, das zu beweisen.

(kess)
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