Kai Gniffke im Podcast-Interview Warum Angelina Jolie die Tagesschau-Stimme ist

Düsseldorf · Zum ersten Mal hat der Tagesschau-Chef Kai Gniffke aus seiner Sicht verraten, wie es dazu kam, dass ausgerechnet die Synchronstimme von Angelina Jolie jeden Abend Millionen Deutsche zu den Nachrichten begrüßt. Gniffke berichtet außerdem, was Tagesschau-Sprecher mitbringen müssen, um einen guten Job zu machen.

 Angelina Jolie auf dem Roten Teppich (Archiv).

Angelina Jolie auf dem Roten Teppich (Archiv).

Foto: rtr, MB/KC

"Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau" - jeden Abend um 20 Uhr ertönt dieser Satz in deutschen Wohnzimmern, gesprochen von Claudia Urbschat-Mingues, ihres Zeichens deutsche Synchronstimme von US-Schauspielerin Angelina Jolie. Seit 2014 hat die Tagesschau diese neue Stimme, damals nahm die ARD das neue Studio für das Nachrichten-Flaggschiff in Betrieb. Aber wer hat entschieden, dass gerade sie diese beinahe heiligen Worte sprechen darf?

 Claudia Urbschat-Mingues (Archiv).

Claudia Urbschat-Mingues (Archiv).

Foto: dpa, WDR/Sibylle Anneck

"Ich", sagt Kai Gniffke, Chefredakteur von ARD-aktuell und damit auch hauptverantwortlich für die Tagesschau. "In unserem Führungskreis gab es damals eine Kampfabstimmung. Es stand Angelina Jolie gegen Johnny Depp", berichtet Gniffke in der neuen Ausgabe von "@Fiene und Herr Bröcker — der Podcast mit dem Chefredakteur", einem der fünf Podcast-Formate der Rheinischen Post.

Bei dieser Kampfabstimmung gab es aber kein Ergebnis, sie ging unentschieden aus. Deshalb hielt sich Gniffke an seinen damals 17-jährigen Sohn. Auf die Frage, ob die Stimme von Johnny Depp passend sei für die 20-Uhr-Ausgabe, habe dieser nur gemeint: "Papa, du kannst alles machen, aber das nicht", berichtet Gniffke. "Und das hat mich dann bewogen zu sagen: Die Tagesschau ist eine Frauenstimme."

 ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke vor dem neuen Tagesschau-Studio (Archiv).

ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke vor dem neuen Tagesschau-Studio (Archiv).

Foto: dpa

Kai Gniffke erklärt im Podcast-Interview auch, was jemand mitbringen muss, um die Tagesschau zu moderieren. Gut aussehen und klar sprechen, "das sind schon einmal gute Voraussetzungen", gibt er zu. Vor allem aber müssten die Moderatoren "Gesichter sein, denen die Menschen Vertrauen schenken". Voraussetzung sei außerdem, dass ein Sprecher in der Lage sei, "Sätze ohne sie vorher gesehen zu haben, fehlerfrei und mit der richtigen Betonung über den Sender zu bringen", sagt Gniffke.

Angst, im Alter abgeschoben zu werden, muss im Übrigen offenbar immer noch kein Tagesschau-Moderator haben. Gniffke: "Die Tagesschau nimmt für sich in Anspruch, dass sie im deutschen Fernsehen fast die einzige Nachrichtensendung ist, bei der Männer wie Frauen in Ehren alt werden können." Auch über die Verschwörungstheorien, nach denen die ARD-Nachrichtenmoderatoren direkt aus dem Kanzleramt die Order für die Themenauswahl bekommen würden, äußert sich Gniffke charmant und ironisch.

Das ganze Interview mit Kai Gniffke hören Sie in der aktuellen Ausgabe von "@Fiene und Herr Bröcker — der Podcast mit dem Chefredakteur". Hier geht es zur neuen Folge.

(bro / hebu)
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