ARD-Krimi mit Liefers und Prahl Warum der Münster-"Tatort" so beliebt ist

Münster · Am Sonntag überbot das Ermittler-Duo Jan Josef Liefers und Axel Prahl seinen Spitzenwert vom vergangenen Jahr.

Münster-"'Tatort': Mord ist die beste Medizin"
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Münster-"'Tatort': Mord ist die beste Medizin"

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Es gibt eine Szene in "Mord ist die beste Medizin", da stehen Rechtsmediziner Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) und Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) im OP-Kittel auf einem Krankenhausflur. "Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen eröffnete, dass meine Lebenszeit begrenzt ist?", fragt Boerne seinen Kollegen. Der lacht kurz auf, eigentlich ist es nur ein Zucken. Dann sagt er: "Na, das will ich doch stark hoffen. Glaubten Sie bisher wirklich, Sie wären Gott?"

Es ist dieser spöttelnde Schlagabtausch im Münster-"Tatort", den Zuschauer so lieben. Der sonst so rechthaberische, spitzfindige Boerne ist für einen kurzen Moment schachmatt. Das wollten am Sonntagabend 13,13 Millionen Zuschauer sehen. Jeder dritte Fernsehzuschauer blieb beim "Tatort" aus Münster hängen. Damit hat der Krimi mit der Folge "Mord ist die beste Medizin" einen neuen Spitzenwert erreicht. Der bisherige Rekord lag bei 12,99 Millionen Zuschauern. Sie sahen im März vergangenen Jahres eine andere Folge der Reihe mit Schauplatz Münster: "Summ, summ, summ", die bis dahin erfolgreichste "Tatort"-Folge der vergangenen Jahre.

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Foto: dpa, Sven Hoppe

Dass die Deutschen den Krimi aus der Unistadt so gern sehen, liegt nach Meinung der Medienwissenschaftlerin Susanne Marschall vor allem an den beiden Hauptdarstellern. Axel Prahl gibt den Kommissar Frank Thiel mit sprödem Charme. Sein Markenzeichen ist die beigefarbene Freizeitjacke — so unauffällig, dass es schon wieder ins Auge sticht.

Sein Gegenpart und Ermittlungspartner Karl-Friedrich Boerne ist schon auf den ersten Blick eine ganz andere Erscheinung: immer elegant gekleidet, mit einem Ausdruck von Skepsis und Überlegenheit im Gesicht. Dabei hat Boerne eine scharfe Zunge, spricht seine geringe Meinung von anderen offen aus. "Boerne beachtet oft die Höflichkeitsregeln nicht, begeht Tabubrüche mit einer steifen Haltung. Dieser Kontrast ist unterhaltsam", sagt Marschall, die an der Universität Tübingen lehrt. Sie selbst schätzt besonders die Dialoge. "Der Standort ist für die meisten Zuschauer nicht so wichtig", meint die Medienwissenschaftlerin. "Sie entscheiden sich für ein Ermittlerteam, das ihnen gefällt." Allerdings lasse sich ein Kriminalfall gut in einer Stadt inszenieren, die wie Münster einen eher ruhigen Eindruck mache.

Ausschlaggebend für den Erfolg der Münsteraner Krimifolgen ist neben dem ungleichen Ermittlerduo der Humor. "Es geht vielen Zuschauern um die Komik, auch die Fälle sind oft sehr skurril aufbereitet." Dabei spiele auch Schadenfreude eine Rolle, zum Beispiel, wenn dem besserwisserischen Boerne mal ein Fehltritt passiert. "Auch wenn die Figuren Antagonisten sind, stehen sie doch zusammen, das sieht der Zuschauer auch gern", sagt Marschall. Für sie ist die Treue der Deutschen zu ihrem "Tatort" ein einzigartiges Phänomen in der deutschen Fernsehlandschaft. "Tatort"-Schauen sei ebenso ein Ritual geworden wie die wiederkehrenden Zankereien zwischen Thiel und Boerne.

(RP)
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