Köln WDR spart lokale Sendungen ein

Köln · Der Sender will ab Januar samstags nur eine landesweite statt elf einzelner "Lokalzeiten" anbieten.

Die größte Sendeanstalt der ARD muss sparen: Gestern hat der WDR seine Mitarbeiter in einer Personalversammlung detailliert über die Sparpläne informiert. Intendant Tom Buhrow sagte anschließend: "Das ist kein einfacher Kurs, aber er ist nötig, um den WDR zukunftsfähig zu machen." Von 2016 an fehlen dem WDR nach eigenen Angaben durchschnittlich 100 Millionen Euro. Bis 2020 sollen 500 Planstellen abgebaut werden. Davon entfallen 130 auf die Verwaltung, 220 auf Produktion und Technik sowie 140 auf die Programmgestaltung. Im Bereich Fernsehen sollen 60 Stellen eingespart werden, im Hörfunk 80. In der Personalversammlung sei die Stimmung gemischt gewesen, hieß es. "Es gibt Ängste zum Beispiel vor einer Arbeitsverdichtung, aber auch Einsicht", sagte Buhrow. Der WDR könne aber nach dem jetzigen Stand "weitestgehend sicherstellen, dass es nicht zu einem weiteren Stellenabbau kommt".

Der WDR beschäftigt rund 4300 festangestellte Mitarbeiter und rund 1900 freie Mitarbeiter, die regelmäßig für den Sender arbeiten. Hinzu kommen weitere, die nur unregelmäßig Beiträge beisteuern.

Teil der Sparmaßnahmen ist eine Programmänderung am Samstag. Die Sendung "Lokalzeit", die bisher aus den elf Lokalstandorten gesendet wurde, soll es in Zukunft nur noch montags bis freitags geben. Die samstägliche Sendung wird ab Januar einheitlich und landesweit gesendet. Darin soll es vorrangig um Freizeitthemen gehen. "Für den WDR sind die Lokalzeiten teurer als Sportrechte", sagte Fernsehdirektor Jörg Schönenborn. Rund 60 Millionen Euro fließen nach seiner Aussage jährlich in diesen Bereich. Die Sendung am Samstag habe weniger Publikumszulauf gehabt als die "Lokalzeiten", die montags bis freitags gesendet werden. Trotz eines hohen Marktanteils im vergangenen Jahr habe der WDR Zuschauer verloren, sagte Schönenborn. Das liege daran, dass es immer weniger Zuschauer gebe, die dafür allerdings länger fernsehen. "Wir wollen uns daher weniger am Marktanteil orientieren und stattdessen möglichst viele Zuschauer in allen Altersgruppen erreichen", teilte Schönenborn mit.

Besonders will sich der WDR dabei auf die 40- bis 60-Jährigen konzentrieren. Der Sender will außerdem sein Angebot für Jüngere attraktiver machen. Am 20. Juli wird die Comedy-Sendung "Die unwahrscheinlichen Ereignisse im Leben von ..." erstmals ausgestrahlt. Dazu wird jeweils ein Gast eingeladen. Mitproduziert wird sie von Jan Böhmermann, der seit Oktober 2013 das Neo Magazin auf ZDFneo moderiert. Jörg Schönenborn wies darauf hin, dass einige ARD-Sendungen entfallen werden. So zum Beispiel einige Talkshows und Ratgebersendungen. Genaueres dazu wurde nicht bekannt. Er zeigte sich davon überzeugt, dass ein jüngeres Publikum eher Wert auf investigative Sendungen lege als auf Ratgeberthemen.

Im Bereich Radio will man die Hörer mehr einbinden und zu ihren Vorlieben befragen, kündigte Hörfunkdirektorin Valerie Weber an. Das soll noch in diesem und im kommenden Jahr verstärkt geschehen.

(RP)
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