Strassburg Weiter, immer weiter

Strassburg · Eine bewegende Altersrolle für Dieter Hallervorden: Arte zeigt "Sein letztes Rennen".

Wenn jemand eine Filmidee elf Jahre lang mit sich herumträgt, muss am Ende einfach ein großes Werk entstehen. Dass es so lange gedauert hat, bis Regisseur Kilian Riedhof sein Projekt verwirklichen konnte, hat auch mit dem Hauptdarsteller zu tun: Für die Rolle des rennenden Rentners, der dem Tod davonläuft, wollte er unbedingt Dieter Hallervorden verpflichten; und der war damals mit Mitte 60 schlicht noch zu jung. Mittlerweile ist der beliebte Komiker 80 und hat somit die richtige Statur und das perfekte Alter für den einstigen Marathon-Star Paul Averhoff, der mit seiner Frau Margot (Tatja Seibt) in ein Altenheim zieht und sich fühlt wie ein Zug auf dem Abstellgleis.

Angesichts der demografischen Entwicklung befassen sich Kino- und Fernsehproduktionen immer häufiger mit dem Lebensabend; Filme wie "Bis zum Horizont, dann links!" oder "Die Spätzünder" waren tragikomische Verbeugungen vor Menschen, die dagegen rebellieren, einfach abgeschoben zu werden. Auch Paul besinnt sich seines Lebensmottos "Wer stehen bleibt, hat schon verloren" und beginnt, im Park des Altenheims seine Runden zu drehen. Mit der Teilnahme am Berliner Marathon will er beweisen, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört. Von diesem Plan lässt er sich durch nichts und niemanden abbringen: weder von seiner Tochter (Heike Makatsch) noch von der Heimtherapeutin (Katharina Lorenz); und erst recht nicht von Rudolf (Otto Mellies), dem selbsternannten Wortführer der Senioren, der Paul nicht mag, weil er die Ordnung im Heim durcheinanderbringt. Als Margot stirbt, verliert der einstige Olympiasieger und Gewinner aller wichtigen Marathonrennen nicht nur die geliebte Gattin, sondern auch seine Trainerin, doch sie sorgt dennoch dafür, dass er der gemeinsamen Maxime treu bleibt: "weiter, immer weiter!".

Hallervorden ist keineswegs als Komödiant besetzt worden, umso höher ist die Leistung des Kabarettisten zu würdigen. "Sein letztes Rennen" ist eine bewegende, ausgezeichnet besetzte Tragikomödie mit vielen in Würde ergrauten, großen Schauspielern. Riedhofs Geduld hat sich ausgezahlt.

"Sein letztes Rennen", Arte, 20.15 Uhr

(RP)
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