Berlin Wenn alles zusammenbricht

Berlin · Ein ZDF-Thriller handelt von einem Mann, der unschuldig ins Gefängnis kommt.

Unbeschwert liegt ein junges Paar im Bett, als es an der Tür der Hamburger Wohnung klingelt. Draußen steht die Polizei, sie stürmt die Wohnung, um den Mann festzunehmen und abzuführen. "Ich bin gleich wieder da", sagt er noch. So beginnt der Fernsehfilm "Zweimal lebenslänglich".

Bei dem Mann handelt es sich um Sebastian Pauli (Felix Klare), der eine junge Frau erstochen haben soll. Seine Freundin Franziska Dreyer (Julia Koschitz) bleibt fassungslos zurück. Eine Zeit der Ungewissheit beginnt, zumal Sebastian immer wieder seine Unschuld beteuert. Nach acht Monaten wird das Urteil gefällt, das auf Indizien beruht: Lebenslange Haft, unter Berücksichtigung der Schwere der Schuld - das bedeutet 23 Jahre im Gefängnis. Auch die Revision führt nicht zur erhofften Freilassung.

Franziska glaubt weiter an die Unschuld ihres Partners. Es macht sie wütend, dass gemeinsame Freunde zu zweifeln beginnen und sich schließlich abwenden. Auch ihre Mutter (Maren Kroymann) macht das mit den Worten "Du rennst ja sehenden Auges in dein Unglück". Dann heiraten Franziska und Sebastian sogar im Gefängnis - doch ganz allmählich erfährt sie Dinge aus seinem Vorleben, die ihr überhaupt nicht geheuer sind.

Julia Koschitz (42, "Das Sacher") spielt die Rolle der Franziska, die immer mehr ins Grübeln gerät, mit großer und fast schon schmerzhafter Glaubwürdigkeit. Vor allem die Szene, als sie den Urteilsspruch hört, ist ebenso dramatisch wie herzzerreißend.

Die Hauptthemen des Films - jenseits der Frage nach einem möglichen Justizirrtum - sind Vertrauensverlust, Verantwortung und Verrohung. "Das ist das, was mich bei dieser Geschichte am meisten gereizt hat: Wie gut kenne ich den Menschen, mit dem ich mein Leben teile?", sagt Julia Koschitz. "Wie viel projiziere ich in ihn hinein? Muss ich wirklich alles von ihm wissen? Darf man Geheimnisse haben?"

"Zweimal lebenslänglich" handelt auch davon, was wir wirklich sehen und wissen wollen und was eben nicht. Und wie es zwei Leben radikal verändern kann. Für den Zuschauer ist das hochspannend, aber auch anstrengend.

"Zweimal lebenslänglich", ZDF, 20.15 Uhr

(dpa)
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