Bremen Wenn Tiere in Armut leben

Bremen · Eine Dokumentation über eine Tiertafel in Bremen zeigt, wie wichtig die Tiere für Bedürftige sind.

Der Wahlspruch der Bremer Stadtmusikanten "Etwas Besseres als den Tod findet ihr überall" ist auch das Motto der Bremer Tiertafel. Dort treffen sich Menschen, die in Not geraten sind und nun versuchen müssen, mit ihrem niedrigen Einkommen auch ihre Haustiere über die Runden zu bringen. Die Tiere sind für viele der letzte soziale Kontakt und zumeist die einzigen Ansprechpartner. Für die Reportage "Unter deutschen Dächern - Tierische Armut" sprach Dirk Meißner mit den Kunden der Tafel und den ehrenamtlichen Helfern.

Meißner wollte wissen, wie sehr die Besucher der Tafel kämpfen müssen, um sich und ihren Haustieren das Überleben zu ermöglichen. "Für die Menschen, die dorthin kommen, sind die Tiere ihr Ein und Alles", erzählt eine ehrenamtliche Mitarbeiterin. Aber die Initiative unterstütze nur Menschen, die die Tiere schon hatten, als sie in Armut gerieten. "Neuanschaffungen" dagegen, auch wenn jemandem ein Tier zugelaufen sei, finden sie unverantwortlich.

Dennoch benötigten immer mehr Menschen ihre Unterstützung: Arbeitsunfähigkeit, Scheidung oder Firmenschließungen ließen Menschen in die Abhängigkeit von Sozialleistungen geraten. Vor allem die Altersarmut bei Rentnern nehme rapide zu.

An den Tieren zu sparen, sei wirklich das Letzte, finden die Kunden der Tafel. Sie verzichteten schon auf vieles, um die Tiere gut über die Runden zu bringen. Dennoch reiche das Geld in den seltensten Fällen. Wenn dann noch eine Tierarztrechnung dazu käme, blieben die Hilfsangebote der Tafel oft die einzige Möglichkeit.

Marion P. etwa will niemandem auf der Tasche liegen. Die resolute Frau, die Arbeitslosengeld bezieht, sucht verzweifelt nach einem Halbtagsjob, aber das Geld reicht einfach nicht - weder für sie noch für ihre beiden Terrier Lucy und Linus. Um die Hunde zu versorgen, benötige sie 120 Euro im Monat. Keine Chance ohne die Tiertafel, meint sie; aber ohne ihre Tiere hätte sie auch selbst keine Chance. Sie und ihre Tiere seien ganz unten angekommen.

"Unter deutschen Dächern - Tierische Armut", NDR, 23.30 Uhr

(kna)
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