Münster Wilsberg und der Fitnesskönig

Münster · Der Hobbyschnüffler ermittelt im klischeereichen Fall "Bauch, Beine, Po" im Fitnessstudio.

Georg Wilsberg konnte ihn nie leiden: Michael "Micki" Hobelmayer (Jörg Schüttauf) ist ein schnöseliger Fitnesstempel-Besitzer, der Frauen ungefragt den Po tätschelt und das Gegenbild zum brummbärigen, aber treuherzigen Privatermittler aus Münster ist. Aber ist Hobelmayer auch ein Vergewaltiger? Das Gericht hat ihn freigesprochen von dem Vorwurf, sich an einer Frau vergangen zu haben.

Hobelmayers Sieg im Gerichtssaal geht auch auf das Konto seiner Rechtsanwältin Alex Holtkamp (Ina Paule Klink), ausgerechnet Wilsbergs Nichte. Und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Buchantiquar Wilsberg (Leonard Lansink) wieder zum Detektiv wird; zumal er seinem alten Kommilitonen Hobelmayer nicht recht über den Weg traut, seit es die beiden im Studium auf dieselbe Frau abgesehen hatten.

Dementsprechend tappt Wilsberg ein wenig ziellos umher und trifft dabei auf ein Klischee nach dem nächsten: Da ist die schöne, verständnisvolle Psychologin (Rebecca Immanuel), die an Wilsbergs Beschützerinstinkt rührt, als sie von Unbekannten bedroht wird. Da ist Hobelmayers Sportstudio mit seinen Muckimännern und langbeinigen Blondinen, die muntermachende Fitnessdrinks schlürfen. Da ist die verhärmt wirkende Männerhasserin der Frauenberatungsstelle, die gegen ungesühnte Vergewaltigungen kämpft. Da ist die völlig überdrehte, blonde Tina, die Wilsbergs doch eher ungelenken Kumpel Ekki (Oliver Korittke) verführen will - notfalls mit Gewalt.

All das ist solide Krimiunterhaltung mit flotten Sprüchen - allerdings ohne den gesellschaftskritischen Tiefgang, den das Ausgangsszenario um die Frage von Recht und Gerechtigkeit ermöglicht hätte. Das Thema, wie schwierig es manchmal sein kann, Vergewaltiger zu überführen oder andererseits falsche Opfer zu entlarven, wird allenfalls angekratzt. Die Wilsberg-Autoren stellen lieber jene Typen in den Mittelpunkt, die der Krimiserie schon oft Quotenerfolge sicherten: Der gewohnt zerknautschte Wilsberg liefert sich liebevolle Scharmützel mit der taffen Hauptkommissarin (Rita Russek). Deren Assistent Overbeck (Roland Jankowsky) werden bei den Ermittlungen weibliche Reize zum Verhängnis, und Ekki darf sich als tollpatschiger Undercover-Ermittler im Fitnessstudio um das titelgebende "Bauch, Beine, Po"-Programm kümmern.

Spannend bleibt der neueste Fall gleichwohl, da die Macher um allerlei Wendungen und Verstrickungen bemüht sind. Präsentiert werden daher auch zwei Leichen mit Messern in der Brust, verschwundene Gutachten, dramatisch inszenierte Überfälle, verlassene Gewächshäuser und höchst verdächtige Männer, die in ihren Autos hinter Hecken warten und das Geschehen beobachten.

"Wilsberg: Bauch, Beine, Po", ZDF, Sa., 20.15 Uhr

(dpa)
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