Hamburg Wirbel um ARD-Themenwoche

Hamburg · Die ARD startet am Samstag ihre Themenwoche zur Toleranz. Das sorgt jetzt schon für Ärger.

Mit ihrer neuen Plakatwerbung zur Themenwoche "Toleranz" beschäftigt die ARD weiterhin die Gemüter. Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, sagte: "Zwischen dem hohen Anspruch der Themenwoche und der begleitenden Plakatkampagne klafft leider eine große Lücke. Die ARD-Verantwortlichen müssen sich schon fragen lassen, ob sie die Kampagne sensibel genug umgesetzt haben."

Auf einem der Plakate zeigt die ARD ein homosexuelles Paar und titelt dazu "Normal oder Nicht Normal?". Plakate sollen Blicke auf sich ziehen, sie sollen Aufmerksamkeit erzeugen. Doch in den sozialen Medien und in der Politik kam die Idee der ARD nicht gut an.

Auf Facebook tauchte gestern ein offener Brief an die ARD auf. Darin schreibt Raul Krauthausen, Mitbegründer des gemeinnützigen Vereins für soziale Gerechtigkeit "Sozialhelden": "Diese Themenwoche dreht das Rad der Zeit um 50 Jahre zurück." Krauthausen leidet an der Glasknochenkrankheit. Unterschrieben hat den Brief unter anderem auch Volker Beck, innenpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion.

Die ARD teilte mit: "Intolerantes Verhalten wird oft von Äußerlichkeiten und Vorurteilen geprägt. Genau damit spielt die Kampagne. [...] Eine gewisse Provokation haben wir dabei in Kauf genommen, jedoch sollte sich niemand persönlich verletzt fühlen." In Vorgesprächen mit relevanten gesellschaftlichen Gruppen sei heraus gekommen, dass es in Deutschland unter anderem im Bereich Inklusion und Integration noch etwas zu tun gebe. "Deswegen wollen wir mit unserem Programm unter anderem diese Themen aufgreifen", sagte Hans-Martin Schmidt, Koordinator der ARD-Themenwoche Toleranz.

Neben den Plakaten sorgte die Ankündigung einer Diskussion im Hessischen Rundfunk am Samstagnachmittag für Unmut. Der Publizist Matthias Matussek und die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Ellen Ueberschär, werden über die Frage debattieren: "Was müssen wir uns gefallen lassen - und was nicht?" Als Beispiel für einen zu diskutierenden Fall wird im Ankündigungstext "die muslimische Kollegin" genannt, die "den Betrieb der Kantine lahmlegt, weil sie unbedingt wissen muss, ob in dem Essen auch wirklich kein Schweinefleisch enthalten ist".

(RP)
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