Journalist starb in Köln Wolfgang Korruhn: Der freche Frager ist tot

Köln (rpo). Er war bekannt für seine unvergleichliche Art, Interviews zu führen, seine Wolf-im-Schafspelz-Methode war legendär: Er schien wie der nette Kerl von nebenan, lehrte die Prominenz mit seinen Fragen jedoch das Fürchten. Am Mittwoch ist Wolfgang Korruhn im Alter von 65 Jahren gestorben.

Wenn er Politikern, Adeligen oder Schauspielern wortwörtlich auf den Leib rückte, glich das oft einem psychologischen Experiment. Am Mittwoch starb der freche Frager im Alter von 65 Jahren. Er erlag einem langen Krebsleiden.

Der 1937 in Halle an der Saale geborene Korruhn studierte zunächst Medizin und Germanistik. Zu seinen Studienfächern zählten zudem Kunst- und Kirchengeschichte sowie Psychologie. Seine ersten journalistischen Schritte unternahm er als Filmkritiker bei Tageszeitungen. Für Aufsehen sorgten dann seine provokanten Kurzinterviews in der WDR-Satiresendung "ZAK".

Vor Korruhns Neugierde war niemand sicher: Der Kirchenkritikerin Uta Ranke-Heinemann entlockte er auf ihrem Ehebett intime Bekenntnisse. Star-Model Claudia Schiffer führte sich in einem Gespräch mit Korruhn nichts ahnend selber vor. Für Furore sorgte auch sein Zusammentreffen mit dem damaligen Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba, den er in eine heikle Diskussion über Homosexualität verwickelte.

Neben seiner Arbeit als Talkmaster und Moderator angesehener Sendungen machte sich der Journalist auch mit zahlreichen Dokumentationen einen Namen. So nahm der bekennende Vegetarier etwa die Tücken der Massentierhaltung unter die Lupe oder widmete sich der homophilen Welt. "An dem zweifeln, was die Mehrheit für richtig oder wahr hält", lautete sein Credo. Für sein literarisches Vermächtnis "Hautnah" entstanden Porträts von Eugen Drewermann, Udo Jürgens oder Roman Herzog. Für das Buch "Dann hab ich's einfach gemacht" begab er sich auf eine erschütternde Erkundungsreise in die Gemütswelt von Mördern.

Der Journalist begeisterte sich auch für den Durchschnitts- Deutschen, wie er mit "Taxi Talk" im ARD Morgenmagazin unter Beweis stellte. Neugierig, aber auch einfühlsam interviewte er nach dem Zufallsprinzip in einem Taxi zugestiegene Gäste. Denn nicht ihnen, sondern den Mächtigen sollte es an den Kragen gehen. Da hielt es Korruhn mit Georg Büchner: "Friede den Hütten! Krieg den Palästen!"

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