Jubiläum Zum 500. Mal "Zimmer frei!"

Köln (RP). Am Sonntag feiert die ungewöhnliche WDR-Show Jubiläum. Moderator Götz Alsmann erzählt im Gespräch von gescheiterten Sendungen, der perfekten Harmonie mit Christine Westermann und seiner eigenen WG-Tauglichkeit.

Zimmer frei: Götz Alsmann und Christine Westermann moderieren Erfolgs-Show
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Das ist die Sendung "Zimmer frei!"

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Wohngemeinschaften, kurz WG, sind meist von kurzer Dauer. Bis auf eine. "Zimmer frei!", die WDR-Show mit Christine Westermann und Götz Alsmann, in der sich pro Sendung ein Gast als Mitbewohner einer imaginären WG bewerben muss, behauptet sich seit 13 Jahren. Am Sonntag steht mit Folge 500 die Jubiläumsausgabe auf dem Programm. Das Erfolgsrezept? "Die Zuschauer wissen die Kunst der Improvisation zu schätzen", erzählt Spielleiter Alsmann im Gespräch, "denn wir schneiden nicht, und das Ding muss funktionieren."

Das Ding ist eine Talkshow, die es in dieser Form kein zweites Mal gibt in der deutschen TV-Landschaft. Über die Aufnahme des Gastes in die WG entscheidet am Ende das Publikum mit grünen oder roten Karten; vorher müssen die Kandidaten etwa singen, ein skurriles Bilderrätsel lösen, verrückte Spiele ertragen und möglichst ihr Innerstes offenbaren. "Natürlich haben wir den Anspruch, mit jedem Gast eine ansprechende Sendung hinzubekommen — um der Wahrheit die Ehre zu geben, können wir diesen Anspruch aber nicht immer einlösen", sagt Alsmann.

Dreimal bisher scheiterte das Konzept: bei Moderator Cherno Jobatey, Fotograf Jim Rakete und zuletzt Satiriker Martin Sonneborn. Als "unglücklich" und "überflüssig" bewertet Alsmann die Geschichte mit Jobatey, der die Show während der Aufzeichnung beleidigt verließ, später aber zurückkehrte. "Wir waren vielleicht zu hemdsärmelig, er zu unlustig", so Alsmann. Immerhin wurde die Jobatey-Show ausgestrahlt — im Gegensatz zu den beiden anderen.

Die Sendung mit Sonneborn, ehemals Chef des Satiremagazins "Titanic", sollte eigentlich am 4. Oktober laufen. Sonneborn trat bei "Zimmer frei!" als Vorsitzender der Satire-Partei "Die Partei" auf — laut Alsmann entgegen vorheriger Absprachen. "Er kam als Kunstfigur, und das funktioniert bei ,Zimmer frei!' nicht. Zudem hatte er den berühmten Lehrsatz, dass aus schlechter Stimmung keine gute Unterhaltung entsteht, offensichtlich noch nicht gehört." Für Alsmann agierte Sonneborn lustlos, hörte bei den Spielen und Fragen nicht zu. "Wir haben uns auf einen verdienten Satiriker gefreut", so der Moderator, "und wurden mit einem abgelutschten Witz konfrontiert."

Letztendlich aber beweisen die drei Flops, dass die Sendung nur bis zu einem gewissen Punkt berechenbar bleibt. Ein Aspekt, den Alsmann schätzt, der ihn antreibt. "Es gibt Momente, in denen man nicht weiß, wie packt man den Gast an, wie packt man sich an, wie packt man Westermann an, wo ist der Notausgang und was mache ich hier eigentlich." Zwei Jahre nach dem Start der Sendung habe er gedacht, das müsste doch bald mal zu Ende gehen, aber dann ging es doch immer weiter. Der Versuch, den Sendeplatz vom späten Sonntagabend auf 20 Uhr vorzuziehen, misslang jedoch. Also rutschte "Zimmer frei!" wieder Richtung Mitternacht. "Je später die Show kam, desto besser hat es uns getan", so Alsmann.

Auch sonst sieht der eloquente Spielleiter, dessen Hochgeschwindigkeits-Ansage für das Bilderrätsel selbst für ihn so klingt, als ob Muammar al-Gaddafi Plattdeutsch spreche, die Sendung nach 500 Ausgaben auf dem besten Weg. Nervende Faktoren wie etwa die zugeschalteten WGs der Anfangsjahre gebe es nicht mehr. Stattdessen herrscht nur noch Harmonie. Aber wenn man wie Westermann und Alsmann 13 Jahre gemeinsam moderiert, fällt da auch nicht mal ein böses Wort? "Nein. Warum denn? Wir verstehen uns gut, jeder respektiert das Reservat des anderen."

Also alles eitel Sonnenschein in der WDR-WG. Bleibt noch Zeit für die ultimative Lobhudelei — diesmal nicht über den Gast, sondern die Show. Alsmann: "Es gibt keine andere Sendung, in der sie eine Stunde die Gelegenheit haben, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, in der sie mit super Gastgebern konfrontiert werden, Freigetränke bis zum Abwinken sowie ein fantastisches Essen serviert bekommen." Die zu Beginn jeder Ausgabe gereichte Mahlzeit soll, so der Moderator, übrigens warm sein. Auch das ein klarer Vorteil zur landläufigen Wohngemeinschaft. Bleibt nur noch eines zu klären. Die Antwort auf die Frage, ob denn der Spielleiter Alsmann WG-tauglich sei, fällt aber denkbar knapp aus: "Keineswegs."

(RP)
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