Washington Forscher finden erdähnlichen Planeten

Washington · Wissenschaftler haben einen erstaunlichen Fund im All gemacht: einen Himmelskörper, der nach ihrer Beobachtung der nächste Planet außerhalb unseres Sonnensystems ist. Bewohnbar ist er aber nicht. Und eine Reise dorthin würde mehrere zehntausend Jahre dauern.

Er ähnelt in seiner Größe der Erde und liegt in kosmischen Verhältnissen direkt nebenan: Unmittelbar außerhalb unseres Sonnensystems haben europäische Astronomen einen Planeten entdeckt, der unserem so sehr gleicht wie bisher kein anderer in einer solchen Nähe. Allerdings sei der Planet so heiß, dass seine Oberfläche die Konsistenz flüssiger Lava haben könnte, berichtet das Fachmagazin "Nature". Doch im gleichen Sternensystem könnte es den Wissenschaftlern zufolge durchaus andere Planeten geben, die etwas kühler sind. Zumindest theoretisch könnten Planeten mit den Voraussetzungen für Leben damit weit näher sein als gedacht.

Wissenschaftler sind von der Entdeckung begeistert. Der Planet im Sonnensystem Alpha Centauri B ist 40 Billionen Kilometer entfernt und im Nachthimmel in Teilen der südlichen Hemisphäre sogar mit bloßem Auge zu sehen. Allerdings ist er immer noch so weit entfernt, dass eine Reise dorthin mit der derzeitigen Technik Zehntausende Jahre dauern würde. Doch die spektakuläre und so nahe Entdeckung eines erdähnlichen Planeten, nach dem Astronomen in der gesamten Milchstraße gesucht haben, hat in Fachkreisen schon Debatten darüber ausgelöst, wie man schneller dorthin gelangen könnte. Wissenschaftler haben bereits begonnen, Druck auf die US-Weltraumbehörde NASA und die europäische Raumfahrtagentur ESA auszuüben und Missionen dorthin zu schicken, um sich diese Gegend des Weltraums genauer anzusehen.

Die Hoffnungen für Alpha Centauri B sind in der Fachwelt jedenfalls groß. "Es gibt sehr gute Aussichten darauf, einen Planeten in einer bewohnbaren Zone zu finden, die sich in unserer unmittelbaren Nähe befindet", sagte Stephane Udry von der Sternwarte Genf, der die europäische Planetensuche leitet. Und auch aus den USA kamen begeisterte Reaktionen. "Das ist eine historische Entdeckung", sagte Geoff Marcy von der Universität von Kalifornien in Berkley. Alpha Centauri sei damit ein verlockendes Ziel für die Suche nach intelligentem Leben.

Die Entdeckung wurde auf der Webseite von "Nature" veröffentlicht. Europäische und US-Wissenschaftler befinden sich in einem Wettbewerb, wer den nächsten und erdähnlichsten Exoplaneten – Planeten außerhalb des Sonnensystems – finden kann. Bisher haben sie 842 entdeckt, glauben aber, dass es Milliarden geben könnte. Der jetzt gefundene Planet ist mit der 1,1-fachen Masse der Erde von der Größe her sehr ähnlich. Er umkreist Alpha Centauri B, liegt aber in einem Drei-Sterne-System, zu dem auch Alpha Centauri A und das weiter entfernte Proxima Centauri gehören. Seinem Stern ist der noch unbenannte Planet so nahe, dass er ihn alle paar Tage umkreist. Die seiner Sonne zugewandte Seite ist glühend heiß, die abgewandte eiskalt. Alpha Centauri war der erste Ort, den das private SETI-Programm bei seiner Suche nach außerirdischem Leben nach Funksignalen abhörte, die intelligentes Leben beweisen könnten. Dabei sei nichts gefunden worden, sagte SETI-Astronom Seth Shostak. Das heiße aber nicht, dass es dort kein Leben gebe. Das Team nutzte für seine Entdeckung das Teleskop der Europäischen Sternwarte in La Silla in Chile.

(RP)
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