"Urinella": macht die "fliegende Hocke" möglich Frauen pinkeln in Zukunft im Stehen

Köln · Jahrelang sind die Frauen gegen das "Stehpinkeln" zu Felde gezogen, haben schließlich auch die größten Machos vor der Keramikschüssel in die Knie gezwungen und jetzt das: Der Kölner Unternehmer Justus Bierich will mit dem Papptrichter "Urinella" die Frauen zum "Stehpinkeln" verführen.

"Aus hygienischen Gründen setzt sich kaum eine Frau außerhalb der eigenen vier Wände auf eine Klobrille", erläutert Bierich. "Statt auf der Kneipentoilette die 'fliegende Hocke' zu üben, kann Frau sich mit 'Urinella' entspannt im Stehen erleichtern."

Einwände, dass das "Stehpinkeln" gerade aus Gründen der Hygiene bekämpft wird, lässt der Inhaber der Firma "Klomoda" nicht gelten. "In den eigenen vier Wänden müssen das die Partner unter sich ausmachen", meint der 36-Jährige. "Aber viele Gastwirte klagen, dass die Damentoiletten dreckiger seien als die Herrentoiletten, weil die Frauen sich nicht hinsetzen wollen."

Erste Erfolge scheinen dem 36-Jährigen Recht zu geben. Beim EU- und G8-Gipfel in Köln im vergangenen Jahr rissen sich die eingesetzten Bereitschafts-Polizistinnen um die Papptrichter. Daher wollen Bierich und sein Partner Michael von Schmude zum Ringfest während der Popkomm den Wegwerf-Artikel zum einmaligen Gebrauch massenweise unters weibliche Volk bringen und mit Sprüchen wie "Popkomm - wir kommen hier nicht zum Sitzen" für "Urinella" werben. "Gerade bei Massenveranstaltungen ist die Hygiene auf den Toiletten ein Riesenproblem", meint Bierich dazu.

Insgesamt hat "Klomoda" in den vergangenen zweieinhalb Jahren bereits knapp 200 000 "Urinellas" zum Preis von etwa 25 Pfennig pro Stück verkauft. Der beste Kunde ist die Berliner Szenekneipe "Klo". Doch zum großen Durchbruch fehlen noch ein Großauftrag der Industrie und die entsprechende Technik. "Bislang werden die Tüten vornehmlich von Behinderten in Heimarbeit geklebt", berichtet Bierich. "Für eine maschinelle Fertigung brauchte man viel höhere Stückzahlen." Eine Menge Geld würde auch die Entwicklung eines speziellen Papiers erfordern, dass einerseits dem Harndruck standhält, sich andererseits aber schnell selbst auflöst. Bislang wird "Urinella" aus so genanntem Bürokarton gefaltet.

Bis zum möglichen Markt-Durchbruch von "Urinella" konzentriert sich "Klomoda" weiterhin auf die Herstellung von originellen Toilettenbürsten. Die Reinigungsgeräte mit verlängerten Stil und künstlichem Blumenschmuck finden laut Bierich "in gehobenen Sanitär- Geschäften und Einrichtungshäusern guten Absatz". Lediglich der Kölner Erzbischof habe sich über das Modell "Pontifex" entrüstet gezeigt und ein Musterexemplar zurück geschickt, erzählt Bierich. "Dafür hat sich der bibelkundige damalige Ministerpräsident und jetzige Bundespräsident Johannes Rau ausdrücklich für sein Exemplar bedankt." dpa/lnw kp yynwk fi ku

(RPO Archiv/dpa/lnw)
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