Düsseldorf Armani - der Meister liebt's dunkel

Düsseldorf · Der Modeschöpfer wird heute 80 Jahre alt, seine Marke ist längst zu einem Imperium geworden. Dabei sind ihm Trends völlig egal. Die Kollektionen in Nachtblau, Grau und Beige sind niemals hip, aber von zeitloser Eleganz.

Giorgio Armani - der Meister liebt's dunkel
Foto: dpa

Sophia Loren verdankt ihm ihr Selbstbewusstsein. "Wenn ich vor Publikum stehe, habe ich weiß Gott viele Zweifel - aber wenn ich seine Stücke trage, dann verfliegen sie", gab die italienische Filmdiva einmal zu Protokoll. Gemeint war Giorgio Armani.

In den 1980er Jahren begann der italienische Designer, der heute 80 Jahre alt wird, Filmstars einzukleiden. Seine Marke wurde zum Symbol für die schlichte Eleganz Hollywoods. Die Schauspieler, die mit Beginn des Privatfernsehens plötzlich auch außerhalb des Drehs immer stärker unter Beobachtung standen, verließen sich darauf, in Armani zu jeder Gelegenheit stilvoll gekleidet zu sein.

Erst mit 41 Jahren - nach einem abgebrochenen Medizinstudium und einer Karriere als Dekorateur und Einkäufer im Mailänder Kaufhaus La Rinascente - gründete der Sohn eines Spediteurs und einer Hausfrau 1975 gemeinsam mit Lebens- und Geschäftspartner Sergio Geotti das Unternehmen Giorgio Armani. Für das Startkapital verkauften sie ihren geliebten VW-Käfer. Armani entwarf die Kleidung, Geotti fungierte als kluger Geschäftsmann im Hintergrund. Zunächst produzierte die Firma nur Männermode, später kamen Damenkollektionen hinzu.

Heute steht der Name Armani für ein Firmenimperium, das neben Mode auch Parfüm, Blumen, Pralinen und unter dem Label "Aqua Armani" sogar Mineralwasser verkauft, das in den zwei Armani-Hotels in Dubai und Mailand an gut betuchte Gäste ausgeschenkt wird.

Seit dem Tode Sergio Geottis 1985 ist Giorgio Armani Designer und Chef-Manager in einer Person, arbeitet rund zwölf Stunden jeden Tag. Er gilt als kontrollsüchtig, beobachtet alle Vorgänge ganz genau und greift auch schon mal selbst in die Schaufenstergestaltung seiner Boutiquen in Mailand ein. Wer das alles einmal tun soll, wenn er es nicht mehr kann, ist Armanis Geheimnis. Das, was er verrät, offenbart viel über sein Ego: "Es werden viele kleine Armanis in meinem Unternehmen sein, die meine Arbeit fortführen. Aber es wird kein Genie kommen, das all dies einmal übernehmen kann. Das würde Betrug an mir selbst und meiner Ernsthaftigkeit bedeuten."

Stilvolle Eleganz und Zeitlosigkeit in nüchternen Farben prägen heute wie damals die Mode von Armani. Auch seine Boutiquen weltweit sind meist grau in grau gehalten. Bei anderen Designern machte sich der Mailänder mit seinem modischen Konservatismus nicht nur Freunde. Der schrille Gianni Versace etwa spottete: "Was, schon wieder ein beiger Anzug auf dem Laufsteg? Armani zieht die Mütter Italiens an!" Beirren lässt sich Armani davon nicht, Modetrends sind ihm völlig egal. Sein Credo verpackt er in fünf Worte: "Stil ist einflussreicher als Mode."

Die Schnörkellosigkeit, die seine Mode ausmacht, bestimmt auch das Privatleben des ewig etwas zu sonnengebräunten Multi-Milliardärs im nachtblauen T-Shirt. Er lebt in einem unauffälligen, grauen Stadtpalast in der Mailänder Via Borgonuovo, in das er eine Art Amphitheater für Modenschauen einbauen ließ, und ernährt sich größtenteils von schnöder Pasta und Wasser. Journalisten, die ihn in seinem Heim besuchten, berichten von einer kahlen, farblosen Wohnung. "Leere und Farblosigkeit um mich herum, das gefällt mir", wird er zitiert.

So langweilig ihn seine Kritiker auch finden: Als Armani begann, sorgte er für eine Revolution. In einer Dokumentation über sein Leben sieht man den jungen Giorgio, wie er mit einer Schere das Futter und die Schulterpolster aus einem Sakko reißt. Sakkos und Anzüge sollten für ihn fließend sein, Männer nicht mehr wie wandelnde Kästen herumlaufen. Er nahm dem klassischen Anzug französischer Designer die Steifheit, kombinierte ihn mit T-Shirts statt mit Hemden. 1980 präsentierte er den Blazer für die Frau. Dabei war Armani nicht der erste Designer, der Anzüge für Frauen schneidern ließ. Er sei allerdings, da sind sich Modekritiker einig, der erste gewesen, bei dem sie aussahen, als seien sie für die weibliche Silhouette erfunden worden. Jacken spielen in seinen Kollektionen bis heute eine tragende Rolle. "Eine Jacke gibt Bedeutung und Allüre", meint der Designer.

Der Schlichtheit seiner Alltagsmode stellt Armani Abendroben gegenüber, die auf keiner Oscar-Verleihung fehlen dürfen. Jodie Foster etwa gehört zu seinen prominenten Kundinnen. Seinen Geburtstag werde er "privat" verbringen, gab seine Pressestelle bekannt. Partys sind ohnehin nicht sein Ding, die verlässt er meist als erster wieder. "Ich gehe lieber nach Hause und schaue mir alte Hollywood-Filme an", gab er einmal zu.

(RP)
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