Untersuchung nach Gefängnis-Ausbruch Gravierende Sicherheitslücken in NRW

Düsseldorf · In 15 Gefängnissen Nordrhein-Westfalens ist nach Jahrzehnten eine gravierende Sicherheitslücke entdeckt worden: Gepanzerte Oberlichter seien bis vor kurzem mit einfachen Mitteln ausbaubar gewesen, berichtete Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) am Dienstag.

Der Baumangel reiche bis ins Jahr 1984 zurück. Die Schwachstellen seien inzwischen provisorisch abgesichert, mit der Behebung sei begonnen worden. Laut Bund der Strafvollzugsbediensteten (BSBD) findet sich der Baufehler in Gefängnissen in ganz Deutschland.

"Wir sind entsetzt gewesen, als wir erfahren haben, wie diese Fenster verankert sind", sagte Kutschaty in einer Sondersitzung des Rechtsausschusses im Düsseldorfer Landtag, die nach dem jüngsten Ausbruch eines Häftlings aus dem Bochumer Gefängnis einberufen worden war. Er bestätigte damit Informationen des BSBD.

Der Baufehler betreffe Gefängnisse bundesweit, sagte Peter Brock, Landesvorsitzender des Bundes der Strafvollzugsbediensteten, auf dpa-Anfrage. "Im Endeffekt muss man dem Gefangenen in Bochum dankbar sein: Er hat eine Sicherheitslücke aufgedeckt, die seit 30 Jahren existiert."

Der Häftling hatte im Bochumer Gefängnis die Alu-Leisten eines gepanzerten Oberlichts gelöst und das 45 Kilogramm schwere Panzerglas dann nach innen aus der Verankerung gehebelt. "Die Konstruktion verhindert zwar ein Hinausdrücken des Panzerglases, aber dass man es auch nach innen entfernen kann, daran hat keiner gedacht", sagte Brock. "Für uns war das unvorstellbar, dass das so einfach ist." Der Bochumer Gefangene konnte nach fünf Tagen wieder gefasst werden.

(dpa)
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