Köln Grönemeyer kann Klassisches und Kölsch

Köln · Zur Eröffnung der Lit.Cologne trug der Popstar Rilke-Gedichte und Lustiges aus seinem Leben vor.

Herbert Grönemeyer plaudert über Liedtexte
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Herbert Grönemeyer plaudert über Liedtexte

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Foto: dpa, ve sab

In der Hochburg von Karneval und Klassik traf sich Deutschlands beliebtester Popsänger mit dem Lyriker Michael Lentz - der eine bekennender Ruhrpottler, der andere Dürener mir rheinischem Singsang. Man wollte über Grönemeyers Dichtkunst plaudern vor 1500 Zuhörern, dem Star sein Erfolgsgeheimnis entlocken. Das Publikum wollte nah an Herbie sein, Bilder schießen, vielleicht ein Lied hören. Überraschenderweise wurden auch ernste Gedichte vorgetragen, von Friederike Mayröcker bis zu Rainer Maria Rilke. Auf schmuckloser Bühne agierte das Duo zwischen Clubsesseln, Lesepulten und Flügel. Manch Zuschauer floh vorzeitig.

Grönemeyer öffnete sich, erzählte von seinen Eltern, wie sie ihn prägten, von den Frauen, die in Hunderten Liebesliedern minnesängergleich angebetet wurden, doch die Lieder nie auf sich bezogen. "Dabei habe ich mich wundgeschrieben ..." Er verfasse riesenlange Endloswortlisten, aus denen er sich bediene und immer wieder optimiere. Nein, er benutze kein Reimlexikon, und er müsse aufpassen, dass er nicht trivial werde. Für jeden Song bastle er bis zu 20 Strophen. "Dann beginne ich zu verdichten, Worte müssen Kraft haben", sagt er. Ein Text sei wie ein Anzug, "der muss sitzen, dann bleibt er auch auf der Musik".

Mit bunten Stiften setze er seine Worte aufs Papier, der Text komme viel später als die Musik. "Ich muss nicht deutlich sein, wer nichts versteht, kann es ja nachlesen. Ich liebe meine Musik so sehr, der Text darf sie mir nicht kaputt machen, denn ich habe eine unfassbar schöne Stimme", sagte Grönemeyer grinsend. Aktuell habe er begonnen zu jodeln, was eine Belastung für seine junge Beziehung bedeute. Neulich habe es fast eine Morddrohung im Hause Grönemeyer gegeben.

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Der Eröffnungsabend der Lit.Cologne war immer dann eine Freude, wenn Grönemeyer von daheim erzählte, insbesondere Lustiges aus den zehn Jahren, die er in Köln gelebt hatte: Episoden mit Tommy Engel von den Bläck Fööss, einem äußerst umständlichen Heizungsfachmann und dem unter ihm wohnenden Musikmoderator Alan Bangs, der nachts um drei wegen Krach anrief... Grönemeyer flachste mit Lentz auf Kölsch. Er war heiter. Er setzte sich nur einmal an den Flügel, um ein Lied (noch ohne Text) anzustimmen. Das Wichtigste, so begriff man, war diesmal doch das Wort.

(RP)
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