Lange Schlange vor Kondolenzbuch Hannelore Kohl hatte offenbar Hoffnung auf Genesung aufgegeben

Frankfurt/Main (rpo). Hannelore Kohl hatte kurz vor ihrem Freitod offenbar jede Hoffnung auf eine Genesung von ihrer Lichtallergie aufgegeben. Wie die Journalistin Dona Kujacinski in der Samstagausgabe der "Bild"-Zeitung schreibt, erhielt sie von der Frau des Altkanzlers Helmut Kohl, mit der sie befreundet war, am 1. Juli einen letzten Anruf. Dabei soll sie geäußert haben: "Die Ärzte haben mich aufgegeben."

Auf die Frage wie es ihr gehe, habe Hannelore Kohl der Journalistin geantwortet: "Ganz schlecht." Weiter wird aus dem Gespräch zitiert: "Ich wollte Ihnen nur erzählen, dass ich gerade wieder eine Therapie abgebrochen habe, weil sie mir auch nicht geholfen hat." Sie habe sehr erschöpft, mutlos und verzweifelt geklungen, dabei sei ihre Stimme allerdings seltsam ruhig und ganz klein gewesen, erklärt Kujacinski in dem Bericht.

Vor dem Kondolenzbuch in der Berliner CDU-Bundeszentrale bildete sich am Samstagvormittag ein kleiner Menschenauflauf. Im Foyer des Konrad-Adenauer-Hauses warteten Dutzende Menschen schweigend auf die Gelegenheit, sich an dem weiß gedeckten Tisch mit dem Bild von Hannelore Kohl in das schwarz gebundene Buch eintragen zu können. Neben dem Bild stand ein in Weiß gehaltener Blumenstrauß.

Unter den meist älteren Menschen waren auch viele Berlin-Besucher, die ihre Kameras dabei hatten. Am Vortag hatten sich Verlautbarungen zufolge bereits einige hundert in das Kondolenzbuch eingetragen.

Die Bundes-CDU mit ihrer Vorsitzenden Angela Merkel veröffentlichte am Samstag Nachrufe auf Hannelore Kohl. "Mit ihrer Menschlichkeit und ihrem wunderbaren Engagement für das Wohl anderer hat sie die Herzen so vieler Bürgerinnen und Bürger unseres Landes gewonnen", hieß es darin. Auch das ZNS-Kuratorium, dessen Präsidentin Hannelore Kohl war, veröffentlichte eine Traueranzeige. Die Stadt Ludwigshafen hat für Mittwoch Trauerbeflaggung an öffentlichen Gebäuden angeordnet.

Das Haus der Familie Kohl in Ludwigshafen-Oggersheim blieb auch am Samstag abgesperrt. Inzwischen kommen aber deutlich weniger Menschen als an den vorangegangenen Tagen zu den Absperrungen, hieß es von der Polizei. Die Leiche Hannelore Kohls war am Donnerstagmorgen in dem Bungalow gefunden worden. Wie Kohls Berliner Büro mitteilte, begründete die 68-Jährige in Abschiedsbriefen den Selbstmord mit der Verzweiflung über ihre seltene und schwerzhafte Lichtallergie.

(RPO Archiv)
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