Düsseldorf "Horror-Clown" jagt Zehnjährigen mit Axt

Düsseldorf · Die Attacken der Kostümierten nehmen weiter zu. Allein in NRW gab es bereits mehr als 100 Fälle. Selbst Kinder werden Opfer der sogenannten Horror-Clowns. Die "echten Clowns" sind sauer. Sie fürchten um ihr gutes Image.

Justiz und Polizei haben endgültig genug von den unheimlichen "Horror-Clowns", die seit einigen Tagen bundesweit scheinbar aus dem Nichts auftauchen und Menschen auf der Straße erschrecken, angreifen und sogar verletzen. "Ein solches Verhalten ist abscheulich, verachtenswert und vor allem eine Straftat", sagte ein Sprecher der Polizei Aachen. Und Erich Rettinghaus, NRW-Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, wird noch deutlicher. "Das sind Idioten und Straftäter, denen einfach jegliche geistige Reife fehlt", sagte er.

Mittlerweile kommt es deutschlandweit täglich mehrfach zu Übergriffen von "Grusel-Clowns". Allein in Nordrhein-Westfalen gab es schon mehr als 100 solcher Attacken - und die Angriffe nehmen an Brutalität zu. Selbst Kinder werden zu Opfern. So attackierte in München ein Unbekannter mit Clownsmaske einen Zehnjährigen. Laut Polizei war der Junge mit seinem Fahrrad vom Fußballtraining nach Hause gefahren, als der "Grusel-Clown" zuschlug. Demnach sprang der Unbekannte aus einem Gebüsch hervor, schwang eine Axt und lief schreiend auf das Kind zu. Den Worten des Jungen zufolge hielt der Täter seine Attacke sogar noch per Handyvideo fest - ein Ritual der "Horror-Clowns", die ihre Filme oft im Internet veröffentlichen. In Duisburg schlug ein Maskierter einen 30 Jahre alten Mann mit einem Baseballschläger nieder. In Leverkusen wurde ein 27-Jähriger von zwei Kostümierten mit einem Messer angegriffen. Die jüngsten Vorfälle meldete die Polizei in Korschenbroich, Wermelskirchen und Erkrath. Dabei wurde aber niemand verletzt. NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) warnte Nachahmer vor den Folgen der makaberen Aktionen und drohte mit Haftstrafen. Wer andere zu Tode erschrecke, sei nicht lustig, sagte der Minister der "Bild". Selbst wenn dem Opfer nichts passiere, könne ein "Horror-Clown" bis zu einem Jahr im Gefängnis landen. Die Sicherheitsbehörden warnten allerdings davor, Maskierte anzugreifen und ihnen stattdessen aus dem Weg zu gehen. "Betroffene sollten die Polizei anrufen und auf keinen Fall den Helden spielen", sagte der Sprecher der Polizei Aachen. Erich Rettinghaus betonte, dass es einen Angriff auf Leib, Leben und Gesundheit darstelle, wenn eine Person mit Äxten oder einer laufenden Kettensäge auf jemanden zugerannt käme. "Entweder wehrt man sich oder rennt weg. Jedenfalls handelt es sich um einen Angriff, der Notwehr rechtfertigt", sagte er.

Nicht in allen gemeldeten Fällen handelte es sich bei den Attacken auch um einen Übergriff eines "Horror-Clowns". So stellte sich zum Beispiel ein von Grundschülern im sächsischen Riesa gesichteter "Horror-Clown" anschließend als Hausmeister heraus. Die Achtjährigen hätten den mit Warnweste und Gehörschützern am Kopf ausgestatteten Angestellten "augenscheinlich falsch interpretiert", so die Polizei. Das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt warnt in dem Zusammenhang vor gezielten Falschmeldungen über "Horror-Clowns" besonders in den sozialen Netzwerken, wo entsprechende "Fake-Videos" verbreitet werden.

Durch die zunehmenden Attacken fürchtet der Verband Deutscher Zirkusunternehmen einen Imageschaden für die artistische Figur. "Mit einem Clown soll eigentlich Spaß, Freude und Tollpatschigkeit assoziiert werden. Über ihn soll man lachen", sagte der Vorsitzende des Vereins, Dieter Seeger. "Durch die Attacken wird der Clown immer mehr zum Angstobjekt." Der Münchner "Circus Krone" bietet wegen der allgemeinen Verunsicherung durch die "Horror-Clowns" spezielle Anti-Angst-Kurse an. Das seien Seminare für Coulrophobiker, wie Menschen mit Angst vor Clowns heißen. Dabei werde den Teilnehmern der Clown-Darsteller zunächst ungeschminkt gezeigt und dann vor deren Augen kostümiert. Die "echten Clowns" sind sauer und stellen klar: ",Grusel-Clowns sind keine Clowns. Es sind wirre Menschen, die ihre destruktiven Neigungen auf diese armselige Art ausleben wollen", heißt es in einer Mitteilung des Dachverbands Clowns in Medizin und Pflege. Sie seien vielmehr "grotesker Abklatsch einer zutiefst menschlichen, positiven Freude an der Anarchie."

(RP)
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