ADAC weiter unter Druck Horst Seehofer attackiert Club-Spitze

Berlin/München · Unabhängige Untersuchungen, Reformpläne und viele Beteuerungen - der ADAC kämpft weiter darum, sein ramponiertes Image zu verbessern. Doch der Druck auf den Verein lässt nicht nach.

ADAC weiter unter Druck: Horst Seehofer attackiert Club-Spitze
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Der ADAC steht nach den aufgedeckten Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel" weiter unter Druck. "Das Ausmaß von Filz und Manipulation beim ADAC macht mich sprachlos", sagte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer der "Bild"-Zeitung (Samstag). Indirekt stellte Seehofer auch die Kompetenz der ADAC-Führung um Präsident Peter Meyer infrage: "Die ADAC-Spitze muss jetzt beweisen, dass sie noch in der Lage ist, das nötige Maß an Aufklärung zu liefern."

Der Vorsitzende des Porsche-Betriebsrats, Uwe Hück, verlangte in der "Bild", der ADAC müsse ein Mitbestimmungsgremium wie in Unternehmen einführen. "Für mich ist der ADAC schon längst kein Verein mehr, sondern ein Konzern. Deshalb muss ein Mitbestimmungsgremium installiert werden. Wenn der ADAC-Vorstand sich darauf nicht einlässt, muss er geschlossen zurücktreten", sagte Hück.

Autokonzerne wollen Preise zurückzugeben

Der ADAC hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte beauftragt, die Vorgänge rund um den Autopreis zu untersuchen. Die Ergebnisse sollen Anfang kommender Woche vorgestellt werden. Führende deutsche Autokonzerne erwägen, ihre Preise zurückzugeben, sollte bei der Wahl nicht nur die Stimmenzahl, sondern auch das Ranking manipuliert worden sein. Eine kollektive Preis-Rückgabe durch die Autokonzerne wäre ein weiterer Imageschaden für den Autoclub mit fast 19 Millionen Mitgliedern.

Für Volkswagenchef Martin Winterkorn gibt es offenbar ohnehin schon zu viele Preise. Er sagte dem Magazin "Focus": "Auto-Preise sollten schon einen exklusiven Charakter haben und nicht inflationär sein." BMW betrachtet die Auszeichnungen dem Bericht zufolge grundsätzlich als "wertlos", sollten sie nicht transparent ermittelt werden. Der Münchner Hersteller will deshalb vor einer Prämierung künftig genau wissen, wie die Auszeichnung ermittelt wurde. Bei Mercedes heißt es, man wolle "abwarten, wie diese ganze Sache ausgeht, und sich dann Gedanken machen". Publikums-Preise seien "nichts wert, wenn nicht klar ist, dass sie auch wirklich die Meinung der Autofahrer wiedergeben".

Experten sehen als Folge des ADAC-Skandals unterdessen keine dramatischen Folgen für andere derartige Preise. "Sie haben sicher ihre Bedeutung, aber man sollte die Effekte solcher Auszeichnungen auch nicht überbewerten", sagte der Automobilexperte und Partner bei der Unternehmens- und Strategieberatung Bain & Company, Klaus Stricker, der Nachrichtenagentur dpa. Imageverluste für die Branche erwartet der Fachmann nicht.

(dpa)
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