"House of Cards" (Ohne Spoiler!) So wird die dritte Staffel

Düsseldorf · Frank Underwood findet in der dritten Staffel endlich einige würdige Gegner. Was Fans der Serie überraschen dürfte: Einer der Gegner ist die eigene Frau, die zum eigentlichen Star der Serie avanciert.

House of Cards: Kevin Spacey und Robin Wright feiern Premiere
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Spacey und Wright feiern "House of Cards"-Premiere

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Foto: ap

Um Ihnen nicht die Spannung zu nehmen handelt es sich bei diesem Text um die Kritik für alle Zuschauer, die die ersten beiden Staffeln bereits kennen und von den Überraschungen in den neuen Folgen noch nichts wissen wollen.

Die Wagenkolonne fährt vor. Der Ort: Ein Friedhof. Der Präsident Francis "Frank" Underwood steigt aus, lässt sein Gefolge zurück. Er weist selbst seine Bodyguards an, auf ihn mit großem Abstand zu warten.

Sein Pressesekretär hält die Fotografen zurück - der Präsident wolle in Ruhe und ohne Aufsehen trauern, auch wenn er somit auf den öffentlichen Bonus verzichtet. Szenenwechsel. Underwood steht am Grab seines Vaters. Er gedenkt, spricht sich in Rage und zeigt sein wahres, respektloses Gesicht: Er pinkelt verächtlich auf das Grab seines Vaters.

Das sind die ersten Minuten der dritten Staffel von "House of Cards". Mehr wird in dieser Kritik nicht verraten, um nicht die Spannung zu nehmen. Aber diese Eröffnung deutet an, worauf sich die Zuschauer einlassen werden: Frank Underwood hat nicht nur vor seinen Mitmenschen keinen Respekt, sondern auch nicht vor den Toten.

Zum Ende der letzten Staffel fragten sich die Zuschauer: Erst wurde Underwood US-Vizepräsident, dann Präsident. Was soll jetzt noch in der dritten Staffel als Ziel erreicht werden? Die Macher von "House of Cards" haben ein politisches Ziel gefunden - und das überzeugt. Auf dem politischen Weltparkett spielt Underwood gekonnt mit. Endlich entsprechen die politischen Gegner seinem Niveau.

Das Problem: Das "House of Cards" der dritten Staffel betrifft nicht die politische Welt, sondern hat ein persönliches Ziel. Das macht die Staffel problematisch. Underwoods rechte Hand Doug Stamper ist am Ende der zweiten Staffel nicht gestorben und wird zu Beginn der dritten Staffel mit einer eigenen Charakter-Episode belohnt.

Ansonsten kommen die Zuschauer Frank und seiner Frau Claire unglaublich nahe. Die Ehe des politischen Power-Paars bekommt in dieser Staffel eine ganz andere Bedeutung. Das führt zwar dazu, dass Robin Wright in ihrer Rolle als Claire Underwood, die bisher schon auf Augenhöhe mit Kevin Spacey spielte, zum heimlichen Star der Serie avancierte. Ansonsten wird die persönliche Ebene zu einem Problem.

Diesmal müssen die Zuschauer deutlich länger warten, bis das große, ganze Spiel des Frank Underwood ersichtlich wird. Wer zwischendrin das Gefühl hat, sich nicht sicher zu sein, ob bestimmte Handlungsstränge überhaupt für die Serie wichtig sind, wird am Ende der Staffel bestätigt. Viele Szenen sind überflüssig.

Wer genügend Geduld mitbringt und die dritte Staffel zu Ende schaut, wird überrascht. Allerdings nicht mit einem gigantischen Aha-Moment wie in den ersten Staffeln, sondern mit einem gigantischen schwarzen Loch. Man fühlt sich, als läge man im frisch bewässerten Grab von Underwoods Vater.

(dafi)
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