Junger Albaner soll abgeschoben werden Issum kämpft um Xhordi

Issum · Der 17-jährige Xhordi aus Issum soll am Montag nach Albanien abgeschoben werden. Dabei gilt er als sehr gut integriert. Er hat einen deutschen Schulabschluss und einen Ausbildungsplatz. Sein Fall erinnert an die Duisburgerin Bivsi.

 Der 17-jährige Xhordi aus Albanien. Während seine Eltern und seine beiden Geschwister zurück in die Heimat wollen, möchte Xhordi bleiben. Doch das gestaltet sich problematisch.

Der 17-jährige Xhordi aus Albanien. Während seine Eltern und seine beiden Geschwister zurück in die Heimat wollen, möchte Xhordi bleiben. Doch das gestaltet sich problematisch.

Foto: bimo

Es ist noch früh am Dienstagmorgen, als Uwe Tebeck plötzlich eine WhatsApp-Nachricht von einem seiner Spieler des SV Issum International erhält, die der Polizeihauptkommissar ehrenamtlich trainiert. "Wir werden heute abgeschoben", schreibt Xhordi H., ein 17-Jähriger aus Albanien, der in der A-Jugend des Vereins spielt. "Ich war total schockiert, als ich das las", sagt Tebeck. "Das macht mich wütend und stimmt mich traurig."

Doch Xhordi und seine Familie haben zunächst Glück im Unglück. Die Maschine, mit der sie abgeschoben werden sollten, war vorgestern überbucht und sie wurden zurück nach Issum gebracht. Nun sollen sie am Montag in ihre Heimat zurückfliegen. Die Familie hat auch nichts dagegen. Xhordis Eltern und seine beiden Geschwister wollen zurück. Nur der 17-Jährige möchte gerne bleiben.

Und das Einverständnis seiner Eltern dafür hat er. "Ich habe hier meinen Schulabschluss gemacht, spreche deutsch, und ich habe einen Ausbildungsplatz", sagt er. Die Lehre, bestätigt sein Fußballtrainer, hat er am 1.September 2017 bei einer Firma in Geldern begonnen. "Es lief alles darauf hinaus, dass seine Familie Deutschland freiwillig verlässt und Xhordi hier in Ruhe seine Ausbildung beenden kann", sagt Tebeck. "Wir haben eine Gastfamilie, bei der er in der Zeit wohnen kann."

"Es ist unerträglich"

In der vergangenen Woche stellte sich dann aber heraus, dass der Ausbildungsvertrag offenbar zu spät bei der Ausländerbehörde in Kleve vorgelegt wurde. Das Amt soll die Lehrstelle nicht akzeptiert haben. Der zuständige Kreis Kleve wollte sich mit Verweis auf seine Verschwiegenheitspflicht nicht zu dem Fall äußern.

Nun setzen sich viele Menschen in Issum für den Verbleib des Jungen ein. Xhordi lebt seit mehr als zwei Jahren in Deutschland und gilt als gut integriert. "Er spricht Deutsch, hat deutsche Freunde und ist auch Leistungsträger in unserer A-Jugend. Er hat einen deutschen Schulabschluss", sagt sein Trainer. "Es ist unerträglich, dass gut integrierte junge Menschen, die ihren Beitrag für die Gesellschaft leisten, abgeschoben werden und andere, die kriminell sind, bleiben dürfen, nur weil sie aus den Maghrebstaaten kommen", kritisiert der Polizist.

Das Thema ist auch im Düsseldorfer Landtag angekommen. "Ich habe mit Xhordis Trainer darüber gesprochen und sofort das Integrationsministerium über den Fall in Kenntnis gesetzt", sagt Margret Voßeler, CDU-Landtagsabgeordnete aus Issum. "Der Fall zeigt wieder einmal, dass dringend etwas am Gesetz geändert werden muss", sagt sie. Nach Informationen unserer Redaktion ist auch die aus dem Kreis Kleve kommende Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) schon über den Fall Xhordi informiert worden. Hendricks soll offenbar als Vermittlerin auftreten. Auch der Issumer Bürgermeister Clemens Brüx macht sich für den Jungen stark.

Am Sonntag wieder Fußball

Der Fall erinnert an die Abschiebung der Duisburger Schülerin Bivsi. Die 15-Jährige war am 29. Mai rechtmäßig und auf Veranlassung der Ausländerbehörde mit ihren Eltern nach Nepal abgeschoben worden, nachdem der Asylantrag der Familie in allen Instanzen gescheitert war. Zwei Monate nach ihrer Abschiebung durfte das in Deutschland geborene Mädchen zurückkehren, nachdem viele Freunde gegen ihre Abschiebung protestiert und einige Politiker sich eingeschaltet hatten.

Xhordi hofft auch, in Deutschland bleiben zu können. Bei seinen Freunden und Mitspielern. Er macht niemanden Vorwürfe oder kritisiert die Behörden dafür, dass sie ihn abschieben wollen. Er freut sich auf Sonntag. Dann steht das nächste Fußballspiel an. "Ich wünsche mir sehr, dass es nicht mein letztes für Issum sein wird", sagt er.

(csh)
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