Landschaftspark Duisburg Ist diese Sandburg die größte der Welt?

Duisburg · Seit drei Wochen verwandeln in Duisburg bis zu 18 Künstler 2300 Tonnen Sand in eine 14 Meter hohe Sandburg. Der Weltrekord ist zum Greifen nah.

 Ein toller Anblick: Die Sandburg sieht inzwischen wieder fantastisch aus. Allerdings muss sie noch ein paar Tage halten, und die Experten wissen, dass bis Freitag noch eine Menge zu tun ist.

Ein toller Anblick: Die Sandburg sieht inzwischen wieder fantastisch aus. Allerdings muss sie noch ein paar Tage halten, und die Experten wissen, dass bis Freitag noch eine Menge zu tun ist.

Foto: Christoph Reichwein

Staunend stehen rund 60 Menschen in der prallen Mittagssonne um die riesige Sandburg, die sich auf dem Gelände des Landschaftsparks Duisburg-Nord meterhoch erstreckt. Sie schauen Künstlern dabei zu, wie diese detailreiche Formen aus dem flüchtigen Baustoff schaffen. Begeistert werden die Motive, darunter eine Sphinx, ein Luftmatratzen-Krokodil oder eine grazile Pagode, diskutiert. Fast alle Zuschauer machen Fotos, einige haben große Spiegelreflexkameras mitgebracht. Während sich Erwachsene in Liegestühlen fläzen, bauen Kinder auf einer angrenzenden Sandfläche die Burg nach.

Ein Kinderspiel ist der Bau des großen Vorbilds aber zweifelsohne nicht, sondern der Versuch eines Weltrekords: Seit mehr als drei Wochen verwandeln bis zu 18 Künstler rund 2300 Tonnen Sand in die vermeintlich größte Sandburg der Welt. Morgen kommt ein Team vom Guinness-Buch der Rekorde aus London in den Landschaftspark Duisburg-Nord, um die Burg zu vermessen. Der bisherige Rekord liegt bei 13,97 Meter - so hoch war 2015 eine Sandburg in Miami im US-Bundesstaat Florida. "Wir schaffen die 14 Meter", sagt Simone Feier-Leist, Sprecherin des Reiseveranstalters Schauinsland-Reisen.

Das Tourismusunternehmen mit Sitz in Duisburg, das vor allem Pauschalreisen anbietet, hat die Sandburg in Auftrag gegeben. Der Weltrekord soll Aufmerksamkeit bringen. Dazu gehört, dass die Sandburg zahlreiche Urlaubsmotive wie Pyramiden, eine sonnenbadende Frau am Strand oder Muscheln sowie der Firmennamen zieren.

Doch obwohl es sich augenscheinlich um Marketing handelt, sind die Besucher begeistert. Die Studentinnen Linda Schmalt und Michelle Mürmann (beide 20) sind extra aus Oberhausen nach Duisburg gekommen. "Es ist faszinierend, wie schnell die Künstler die Burg aufgebaut haben", erzählen sie. Auch der Duisburger Olaf Simon (63) findet "toll, was man aus Sand alles machen kann". Bei Urlauben auf Rügen habe er schon häufiger Sand-Skulpturen fotografiert. Und der 73-jährige Peter Krätzing fiebert regelrecht mit. "Als ich im Internet gelesen habe, dass ein Teil eingestürzt ist, war ich wirklich geschockt."

Vor über einer Woche war rund ein Drittel des Sandes ins Rutschen gekommen, die schlanke Turmspitze in sich zusammen gekracht - und die Arbeit von mehreren Tagen innerhalb von Sekunden zerstört. "Einige der Zuschauer haben vor Schreck geweint", sagt Feier-Leist. Dabei hatten die Sandkünstler, die sogenannten Carver (vom englischen "schnitzen"), Glück im Unglück. Denn bei dem "Kollaps" blieb so viel Sand stehen, dass sie noch den Weltrekord schaffen können.

Die Begeisterung der Zuschauer erklärt sich die Unternehmenssprecherin so: Jeder habe als Kind Sandburgen gebaut und könne daher mitfiebern. "Die Reaktion des Publikums macht den großen Reiz der Arbeit aus", sagt die Künstlerin Helena Bangert. Denn Werke aus Sand seien schnell erschaffen und nur von kurzer Dauer.

Die 47-jährige Holländerin wohnt in Amsterdam, ist aber eigentlich nie zu Hause. Denn als hauptberufliche Sandkünstlerin reist sie um die ganze Welt - sie nimmt an Wettbewerben zum Beispiel in den USA oder in Australien teil oder macht zusammen mit anderen Künstlern bei großen Auftragsarbeiten mit. Rund 600 Carver gibt es weltweit, schätzt sie, es ist eine eingeschworene Gemeinschaft. Die meisten haben eine klassische Kunst-Ausbildung und sich das Arbeiten mit Sand selber beigebracht. Das Besondere dabei: "Jedes Mal ist der Sand anders - von der Farbe über die Textur bis hin zum Lehmgehalt", erklärt Bangert. Man müsse ein Gefühl entwickeln, was mit dem jeweiligen Sand gemacht werden kann. Ihre Hilfsmittel sind nur Wasser sowie Schaufeln, Löffel und Bürsten.

Die Sandburg kann noch bis zum 11. September besichtigt werden.

(RP)
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