Telgte Ja-Wort nach 26 Jahren Beziehung

Telgte · Die Schulministerin hat ihrem langjährigen Lebensgefährten Reiner Daams das Ja-Wort gegeben - zur Überraschung selbst enger Weggefährten. Für Flitterwochen hat das Paar keine Zeit, denn der nächste wichtige Termin wartet schon.

 Bei öffentlichen Auftritten trägt Sylvia Löhrmann gerne ostentativ Grün, bei ihrer Hochzeit entschied sie sich für ein rotes Kleid.

Bei öffentlichen Auftritten trägt Sylvia Löhrmann gerne ostentativ Grün, bei ihrer Hochzeit entschied sie sich für ein rotes Kleid.

Foto: dpa / Maja Hitij

Bei öffentlichen Auftritten trägt Sylvia Löhrmann gerne ostentativ Grün, um ihre politische Überzeugung zu unterstreichen. Für einen der wichtigsten privaten Termine ihres Lebens wählte Nordrhein-Westfalens Schulministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin jetzt das Gegenteil, nämlich Rot. Das war aber nur recht und billig, schließlich handelte es sich um ihre Hochzeit. Sylvia Löhrmann (59) hat am Dienstag in Telgte bei Münster ihren langjährigen Lebensgefährten Reiner Daams (55) geheiratet.

Die Ministerin, eifrige Nutzerin des Kurznachrichtendienstes Twitter, verbreitete die Nachricht folgerichtig online: "Nach 26 Jahren Gemeinsamkeit sind wir gespannt und freuen uns auf das, was kommt." Auf ihr Kleid angesprochen, schrieb sie: "Rot ist nicht nur eine politische Farbe" - und garnierte den Satz mit einem Herzchen.

"Die Location ist natürlich der Hammer", twitterte Löhrmanns Parteifreund, der Münsterländer Ali Bas. Tatsächlich war das Kaminzimmer des Westfälischen Museums für religiöse Kultur in Telgte ein würdiger Rahmen für die Zeremonie. Für Telgte sprach auch, dass das Paar ungestört sein wollte - also weit weg von der Landeshauptstadt und auch vom gemeinsamen Wohnort Solingen. Deswegen wurde es auch eine Hochzeit im allerkleinsten Kreis. Telgtes Bürgermeister Wolfgang Pieper traute Daams und Löhrmann. Pieper ist nicht nur Freund der beiden, sondern auch - ganz ohne Politik geht es dann doch nicht - selbst Mitglied der Grünen.

"Wir wollten kein großes Drumherum", sagte Löhrmann. In ihrem Fazit waren sich beide verständlicherweise einig: "Die Zeremonie war sehr schön", sagten Braut und Bräutigam unserer Redaktion. "Jetzt war einfach der richtige Zeitpunkt gekommen, um zu heiraten. Es hat gepasst", sagte die Schulministerin.

"Kein großes Drumherum" klingt einfach, war es aber gar nicht: Auch eine Vize-Ministerpräsidentin muss bürokratische Hürden nehmen, wenn sie heiraten will. So fuhr Löhrmann vor der Hochzeit in ihre Geburtsstadt Essen, um sich vom dortigen Standesamt ihre Geburtsurkunde beglaubigen zu lassen. Und auch in ihrer Wahlheimat gab es einige Formalitäten zu erledigen, so dass am Ende doch einige Menschen Bescheid wussten.

Doch selbst enge Freunde und politische Weggefährten wie Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hatten nichts geahnt. "Super. Schön, dass Ihr in den Hafen der Ehe gefunden habt", schrieb die Regierungschefin gestern.

Mit einer Namensänderung ist übrigens nicht zu rechnen - auf die Frage von Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) "Wer heißt denn jetzt wie?" antwortete Löhrmann: "Ich habe eigentlich vor, ansonsten ganz ,die Alte' zu bleiben."

Löhrmann ist seit 2010 Schulministerin. Zuvor war sie Deutsch- und Englischlehrerin an der Städtischen Gesamtschule in Solingen. Im Landtag saß sie seit 1995; dort war sie zehn Jahre lang Grünen-Fraktionschefin. Die Absolventin des Essener Mädchengymnasiums "Beatae Mariae Virginis" ist auch Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Auch Reiner Daams ist bei den Grünen aktiv. Lange Jahre war der studierte Musiker (Gitarre und Gesang) Vorsitzender der Partei in Solingen. Bis 1998 war er selbstständiger Gitarrenlehrer. Seit 2005 arbeitet Daams als Referatsleiter im NRW-Bauministerium. 2013 scheiterte sein Versuch, Schuldezernent in Aachen zu werden.

Zur Trauung reisten die beiden überzeugten Camper übrigens im VW-Bus an. Mit dem waren sie vorher auch schon in Norddeutschland unterwegs gewesen, denn für Flitterwochen war nach dem Ja-Wort keine Zeit. Am nächsten Dienstag steht für die Ministerin der nächste wichtige Termin an: Dann beginnen die Abiturklausuren.

(RP)
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