Jahresrückblick 2007 Ein tragisches Jahr der Morde und Kindstötungen

Düsseldorf (RPO). Eine Frau in Regensburg hat offenbar ihre beiden Söhne getötet, in München ermordete ein Vater seinen achtjährigen Sohn. Beide Tragödien ereigneten sich zu Weihnachten - und es sind nicht die einzigen Fälle von Kindstötung, die es in diesem Jahr gegeben hat. Derartige Meldungen bestimmten 2007 immer wieder die Nachrichten.

Ein schlechtes Jahr für Kinder
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Ein schlechtes Jahr für Kinder

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Die großen Kirchen in Deutschland haben in Anbetracht dieser Fälle zu Weihnachten das Wohl von Kindern und Familien in den Mittelpunkt gestellt. Zugleich riefen sie zu mehr Solidarität innerhalb der Gesellschaft auf.

Kardinal Karl Lehmann forderte, den Wert von Barmherzigkeit wiederzuentdecken. Vielfach regiere eine "kalte Gerechtigkeit" die sozialen Debatten, betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in der Heidelberger "Rhein-Neckar-Zeitung". Solidarität, Zuneigung, Dankbarkeit oder Liebe hätten oftmals keinen Platz mehr.

Schutz von Kindern verstärken

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Berlins Bischof Wolfgang Huber, verlangte mehr Einsatz für das Kindeswohl. Die Menschwerdung Gottes in einem Kind fordere jeden zu besonderer Aufmerksamkeit für Kinder auf, sagte er in seiner Weihnachtsbotschaft.

Die evangelische hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann nannte das Verhalten von Maria und Josef beispielhaft auch für die heutige Zeit. "Solche Eltern, die in aller Armut für ihr Kind da waren, wünschen wir jedem Kind", sagte sie bei ihrer Predigt in Hannover.

Politik beschließt zum Arztbesuch

Mit dem Schutz der Kinder vor Gewalt und Vernachlässigung beschäftigte sich im Dezember auch der "Kindergipfel" im Kanzleramt. Zuvor hatte Bundeskanzlerin Merkel die Deutschen aufgefordert, wachsamer durch den Alltag zu gehen. "Kinder in Not gehen uns alle an", so die CDU-Chefin. Ein "Klima des Wegsehens" dürfe es nicht geben.

Auf eine Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz konnten sich die Beteiligten des Gipfels jedoch nicht einigen. Die unionsgeführten Länder lehnten eine entsprechende Änderung der Verfassung ab.

Beschlossen wurde hingegen, dass Besuche beim Kinderarzt Pflicht werden. Eltern mit kleinen Kindern erhalten künftig eine Einladung zur Vorsorgeuntersuchung. Die konkrete Umsetzung obliegt indes den Ländern.

Armut und Gewalt

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen regt kurz vor Weihnachten noch weitergehende Maßnahmen an. Sie spricht sich dafür aus, notfalls die Rechte von überforderten Eltern einzuschränken. In schlimmen Fällen müsse es möglich sein, das Sorgerecht zu entziehen.

"Das Recht der Eltern kann nicht so weit gehen, dass die Kinder bitter leiden oder sogar sterben", so die Ministerin in einem Interview. Wenn Eltern ihre Kinder misshandelten oder vernachlässigten, müsse der Staat einschreiten. "Wir werden dafür sorgen, dass die Familiengerichte künftig schneller eingreifen können."

Kritiker sehen hier schnelle Lösungsversuche, die in der Realität wenig Aussicht aus Erfolg haben. Soziologen weisen auf den unmittelbaren Zusammenhang von wachsender sozialer und materieller Armut auf der einen und steigender Gewalt gegen Kinder auf der anderen Seite hin. Erst wenn es gelänge, dieser Verarmung Einhalt zu gebieten, sei mit einem Rückgang dieser dramatischen Fälle von Gewalt und Vernachlässigung zu rechnen.

Sieben Fälle von Gewalt und Vernachlässigung, stellvertretend für viele andere im Jahr 2007, haben wir oben in einer Chronik zusammengefasst.

Alle bisherigen Teile des Jahresrückblick sehen Sie unten.

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