Das Jahr 2010 war das Jahr der Rücktritte. Über manche entschied der Wähler, andere wurden durch Skandale erzwungen. Bei anderen wird bis heute über die wahren Hintergründe spekuliert. Jürgen Rüttgers zieht im Juli die Konsequenzen aus der Wahlniederlage der CDU und Rhein und Ruhr. Als SPD und Grüne eine Minderheitsregierung eingehen, tritt Rüttgers von allen politischen Ämtern im Land zurück. Heute ist er einfacher Abgeordneter im Düsseldorfer Landtag.

Horst Köhler sorgte Ende Mai sprichwörtlich für einen Paukenschlag. Überraschend erklärte der Bundespräsident in einer kurzen Presseerklärung seinen Rücktritt. Sein kurzes Statement liest er vom Blatt ab. Köhler reagierte auf wachsende Kritik an seiner Amtsführung. Er wird daraufhin als dünnhäutig und unprofessionell kritisiert. Bei den Bürgern war und bleibt Köhler mehrheitlich beliebt.

Ole von Beust verliert Mitte Juli eine Volksabstimmung zur schwarz-grünen Schulreform in Hamburg. Umgehend kündigt der Erste Bürgermeister seinen Rücktritt an. Beobachter vermuten indes, dass von Beust schlicht die Lust verloren hat. Schon seit Monaten verspotteten sie von Beust als "Di-Mi-Do-Bürgermeister", in Anspielung auf die langen Wochenenden des Politikers auf Sylt. Heute arbeitet er für die Unternehmensberatung Roland Berger.

Margot Käßmann sorgt im Februar für Aufsehen. Die Polizei erwischte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angetrunken am Steuer ihres Wagens. Käßmann, die sich in der Vergangenheit wiederholt als moralische Instanz in öffentliche Debatten eingemischt hatte, tritt von allen ihren Ämtern zurück. Dieser drastische Schritt wird vielen Deutschen bedauert aber mit Respekt aufgenommen.

Roland Koch Auch der hessische Ministerpräsident Roland Koch gibt Ende Mai bekannt, sein Amt niederzulegen. Der 52-jährige erklärt, er wolle einen neuen Lebensabschnitt ohne Politik beginenn. Insider vermuten, Koch habe erkannt, den Höhepunkt seiner Laufbahn als Politiker erreicht zu haben. In Berlin wolle man ihn nicht. Im kommenden Jahr übernimmt er den Vorstandsvorsitz des deutschen Baukonzerns Bilfinger Berger.

Der Augsburger Bischof Walter Mixa halt viele Jahre als Aushängeschild des konservativen Flügels in der katholischen Kirche. Im Jahr 2010 sieht sich Mixa mit schwerwiegenden Vorwürfen konfrontiert. Er soll Kinder geschlagen und Spenden veruntreut haben. Mixas öffentliche Reaktionen sind widersprüchlich. Am 8. Mai nimmt Papst Benedikt Mixas Rücktrittsgesuch an.

Oskar Lafontaine erklärt Ende Januar, den Vorsitz der Linkspartei abzugeben. Der streitbare Politiker kämpft gegen die Folgen einer Krebserkrankung. Über Parteigrenzen hinweg wünschen ihm Politiker-Kollegen gute Genesung.