Fotos Rückblick 2010: Das Volk wird aufsässig
Die Republik stellt sich quer. Im Jahr 2010 zeigte sich das Volk widerspenstig. Nicht nur im Konflikt um Stuttgart 21, bei dem die Protestbewegung Politik und Wirtschaft in eine Schlichtungsverfahren zwang.
Im Sommer stimmte in einem Volksentscheid die Mehrheit der Bürger für ein striktes Rauchverbot in Bayern. Die Landesregierung hatte herumgeeiert und sah alt aus.
Nur wenige Tage später der nächste Nackenschlag für die etablierte Politik. Schwar-Grün und vorneweg die grüne Schulsenatorin Christa Goetsch erlitten mit ihren Plänen für eine umfassende Schulreform im Hamburger Volksentscheid eine bittere Niederlage.
Auch bei der Wahl des Bundespräsidenten machte sich Widerstand gegen die etablierten Parteien bemerkbar. Dem "freien" Kandidaten Joachim Gauck flogen vor allem im Netz die Herzen zu.
Thilo Sarrazin bereitete SPD und CDU mit seinen Thesen zu Migranten vermutlich schlaflose Nächte. Die Politik musste feststellen, dass der von der öffentlichen Meinung und selbst der eigenen Partei geächtete SPD-Mann bei vielen in der Bevölkerung auf Zuspruch stieß.
Unter anderem löste das Angst vor der Neugründung einer neuen Partei rechts von der CDU aus. Umfragen hatten einen Zuspruch von 18 Prozent verzeichnet.
Im Herbst lebte in der Bundesrepublik nach dem Atom-Kompromiss der Bundesregierung ein alter Konflikt wieder auf: In Gorleben protestierten Zehntausende gegen die Politik der Bundesregierung.
Profiteur der neuen Aufsässigkeit unter den Deutschen sind bislang die Grünen. Sie haben sich unter Berufung auf ihre Herkunft erfolgreich als Protestpartei positioniert. Parteichef Cem Özdemir erwarb sich durch seinen glaubhaften Einsatz gegen Stuttgart 21 neue Sympathien. CDU-Chefin Angela Merkel hat die Grünen inzwischen als Hauptgegner ausgemacht.