Jahresrückblick 2012 Duisburg wählte den Wechsel

Duisburg · Auch zwei Jahre nach der Katastrophe lag die Loveparade-Tragödie immer noch wie ein dunkler Schatten über Duisburg. Im Jahr 2012 konnten die Bürger aber entscheidende Veränderungen bewirken: sie wählten einen neuen Oberbürgermeister.

Adolf Sauerland, der als Oberbürgermeister die moralische und politische Verantwortung für die Fehlleistungen bei der Organisation der Loveparade trug, wollte nach der Katastrophe keine persönlichen Konsequenzen ziehen und glaubte, weitermachen zu können, wie zuvor. Dagegen wehrten sich die Duisburger. Eine Bürgerinitiative sammelte 72.000 Unterschriften, um eine Abwahl Adolf Sauerlands auf die Beine zu stellen. Am 12. Februar 2012 wählten die Duisburger Adolf Sauerland ab.

13 Kandidaten stellen sich auf

Nach der Abwahl atmeten viele Bürger auf und hofften auf eine Möglichkeit, Duisburg von der automatischen Assoziation mit der Loveparade befreien zu können. Nun sollte ein starker unabhängiger Oberbürgermeister die Stadt aus der moralischen und finanziellen Krise herausführen. Die Idealvorstellung eines Kandidaten überparteilicher Natur stellte sich in der Realität als schwierig dar. Die Bürgerinitiative, die die Abwahl in die Wege geleitet hatte, sprach mit vielen Bewerbern, einigen konnte man sich aber nicht.

Und so stellten sich 13 Kandidaten quer durch alle Parteien und Bevölkerungsgruppen auf. Sogar ein Flughafengegner aus Weeze und ein Pro-NRW-Anhänger aus Köln wollten Oberbürgermeister in Duisburg werden. Die CDU schickte einen gestandenen Kollegen von Adolf Sauerland ins Rennen, der die ehemalige SPD-Hochburg halten sollte. Die Sozialdemokraten, denen von vorneherein die besten Chancen eingeräumt wurden, nominierten einen 36-jährigen Bewerber ohne Erfahrung in der Stadtverwaltung.

Der Wahltag kam und ging und den Duisburgern passte keiner der Kandidaten so recht. Sören Link, der SPD-Kandidat, erreichte die nötige Mehrheit nicht und musste in eine Stichwahl gegen den Bewerber mit den zweitmeisten Stimmen, Benno Lensdorf (CDU). Am 1. Juli konnte Link diese mit einer überwältigenden Mehrheit für sich entscheiden. Manche Zweifel blieben, ob der junge SPD-Mann Duisburg aus der Krise führen könne.

Sören Link entschuldigt sich auf der Loveparade-Gedenkfeier

Am Ende des Jahres lässt sich sagen, dass Link in Sachen Loveparade erfolgreich versucht, einiges wieder geradezubiegen. Er plädierte für eine große Gedenkstätte, sprach mit den Angehörigen und besuchte den Unglücksort. Auf der diesjährigen Gedenkfeier der Katastrophe machte er das, worauf viele schon seit zwei Jahren gewartet haben. Er entschuldigte sich bei den Angehörigen und Besuchern der Loveparade und versprach rückhaltlose Aufklärung.

Das Thema Loveparade wird den Leuten wohl noch einige Jahre in den Sinn kommen, wenn sie an Duisburg denken. Doch die Duisburger haben 2012 aus eigener Kraft geschafft, erste Veränderungen in der Stadt und im Rathaus in die richtige Richtung zu bewirken.

(csi/das)
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