London Jede Menge Stampfen und Scheppern

London · In "Stomp" machen die Darsteller viel Krach - aber erstaunlich rhythmisch und unterhaltsam. Im Januar kommt die Show ins Düsseldorfer "Capitol".

"Sarge" steht auf der Bühne und reibt seine Handflächen gegeneinander. Ein Geräusch, das nicht nur jeder schon einmal gehört, sondern selber produziert hat. Als er aufhört, brandet Applaus auf. Erstaunlich, mag sich der Unbeteiligte denken. Aber die Darsteller der britischen Show "Stomp" verstehen es eben, einfachste Mittel so in Szene zu setzen, dass sie damit unterhalten. Und zu diesem Zeitpunkt haben die acht Akteure das Publikum bereits so weit mitgerissen, dass es gar nicht mehr anders kann, als zu jubeln. Und auch das ist bemerkenswert, denn die wichtigste Regel der Truppe lautet: Niemand spricht ein Wort.

Die Darsteller der Show im Ambassadors Theatre im Londoner West End sind laut. Sie machen Krach. Den aber mit System. Denn wenn sie mit Besen über den Bühnenboden schaben, Mülltonnendeckel gegeneinander schlagen, mit Zeitungen rascheln, den Fingern schnipsen und dem Namen ihrer Show gemäß mit den Füßen stampfen, klingt das mehr nach Musik als nach unangenehmen Lauten. Sogar für Lichteffekte sorgen die Schauspieler selbst: Das aufeinander abgestimmte Klicken ihrer Sturmfeuerzeuge hört sich nämlich nicht nur gut an, sondern sieht im Dunkeln auch noch beeindruckend gut aus.

Der Darsteller des "Sarge" ist tonangebend in der Gruppe, eine Art Feldwebel, der für nahezu militärische Präzision steht. Wie seine eigene ist keine der Rollen für das Bühnenstück erfunden worden, sondern hat sich in den 1980er Jahren von alleine entwickelt. Damals sind Straßenmusiker Luke Cresswell und Steve McNicholas, der als Geiger, Gitarrist, Sänger und Pianist in Theatergruppen arbeitete, aufeinandergetroffen. Ihre Gegensätzlichkeit zog sie an. Cresswell war der "Sarge".

Als "Pookiesnackenburger" hatten sie und ihre Mitstreiter zunächst jede Menge Ideen, aber wenig Geld. Darum sammelte die Truppe Schrott und Gegenstände, die die Mitglieder im Haus hatten, und funktionierten sie zu rhythmischen Klangwerken um. Diese Ursprungsidee ist in der Show noch enthalten, die Umsetzung aber wird regelmäßig erneuert und ausgebaut. Inzwischen touren die Darsteller regelmäßig von den zwei festen Standorten London und New York aus über die Bühnen der Welt. Mehr als 150 Menschen haben im Laufe der Zeit an der Produktion mitgewirkt. Vom 2. bis zum 10. Januar wird "Stomp" im Düsseldorfer "Capitol" zu sehen sein - zwar nicht zum ersten Mal, dafür aber mit zwei neuen Szenen.

In "Trolleys" kommen, wie der Name verrät, Einkaufswagen zum Einsatz. Der Klang in "Frogs" entsteht durch Installationsarmaturen wie etwa Kunststoffröhren. "Langweilig wird es auch uns, die wir die Show schon so oft gesehen haben, deswegen nie, weil sie sich mit den wechselnden Instrumenten und den verschiedenen Darstellern entwickelt", sagt Erfinder Cresswell. "Und die Zuschauer, die wiederkommen, finden immer eine neue Figur, deren Geschichte sie durch die Show verfolgen."

Auch Andrew Patrick, seit 2005 Darsteller des "Sarge", wird nie müde, Lärm zu machen. "Die Show ist jede Nacht anders", sagt der US-Amerikaner. Ihm gefällt die Interaktion mit dem Publikum: "Obwohl man nichts sagt, sind die Zuschauer voll dabei." So bringt er sie nur mit Gesten und Blicken dazu, sich mit Klatschen an der Show zu beteiligen und gibt ihnen die Chance, so ungehemmt Lärm zu machen, wie sie es vielleicht schon als Kinder wollten, aber nie durften.

Info In Düsseldorf gastiert die Show vom 2. bis 10. Januar im Capitol. Es gibt Nachmittags- und Abendvorstellungen; Tickets sind erhältlich unter www.westticket.de oder Tel. 0211 274000.

(RP)
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