Berlin Jeder fünfte Teenie wird im Netz gemobbt

Berlin · Cybermobbing sei eine neue Form von Gewalt, sagen Kriminalisten.

Fast jeder fünfte Jugendliche in Deutschland ist im Netz bereits Opfer von Cybermobbing geworden. Etwa 34 Prozent der Teenager im Alter von 13 bis 18 Jahren ist ein Fall aus dem engen Freundes- und Familienkreis bekannt. Das ergab eine internationale Online-Studie von Vodafone mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov, die der britische Telekomkonzern in Berlin vorstellte.

Mehr als die Hälfte der fast 5000 befragten Teenager aus insgesamt elf Ländern fanden demnach böse Kommentare über Facebook, Whatsapp oder Twitter schlimmer als Mobbing im realen Leben. Etwa 43 Prozent sehen darin ein größeres Problem als im Konsum illegaler Drogen. Fast jeder Fünfte habe über Selbstmord nachgedacht, viele fühlten sich völlig hilflos oder schwänzten die Schule.

"Cybermobbing ist eine neue Form von Gewalt, die die Grenzen des ,klassischen' Mobbings sprengt", sagt Kriminaldirektor Andreas Mayer, der für die Kriminalprävention der Länder und des Bundes zuständig ist. Das Internet gebe Tätern eine offene Plattform, ihre Opfer zu demütigen - und das rund um die Uhr. Wer betroffen ist, weiß oft nicht weiter. Viele Jungen und Mädchen schotteten sich nicht selten von ihrer Umgebung ab und schwänzten die Schule.

Mobbing im Netz hat viele Gesichter, es reicht von bösen Kommentaren bis hin zu Todesandrohungen: "Je älter Jugendliche werden, desto intensiver und härter können Attacken sein", sagt Kristin Langer, Mediencoach der Initiative "Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht". Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass Jüngere harmloser sind. "Kinder wissen oft nicht, was sie anrichten", sagt Langer. Und gerade weil immer mehr von ihnen im Netz aktiv sind, steige die Zahl derer, die unbeabsichtigt Nachrichten und Gerüchte verbreiten. Fehlt der nette Smiley am Satzende, entstehe leicht ein Missverständnis.

Erfahren Eltern von Cybermobbing, ist eine schnelle Reaktion besonders wichtig - "und zwar von dem Zeitpunkt an, an dem sie davon Kenntnis bekommen", sagt Kriminaldirektor Mayer. Obwohl die meisten Opfer ihren Eltern oder Bezugspersonen ihr Herz ausschütten, schweigt nach wie vor mehr als jeder Dritte.

In der Vergangenheit kamen immer wieder Fälle von Cybermobbing an die Öffentlichkeit: 2013 nahm sich eine 17-jährige Kanadierin das Leben, ein Jahr zuvor beging der damals 20 Jahre alte Niederländer Tim Ribberink Selbstmord. Am meisten leiden Jugendliche in Neuseeland unter Mobbing.

(dpa)
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