NRW: Sturmböen bis zu 100 km/h Jeder Tag bringt ein neues Sturmtief

Düsseldorf · "Christian", "Erol" und "Friedrich": Sturmtiefs und Regen bestimmen momentan das Wetter in Deutschland. Und wir müssen uns auf noch mehr stürmische Männer einstellen.

"Christian" hat gewütet, "Erol" und "Friedrich" haben den meisten das lange Allerheiligen-Wochenende vermiest, und zum Wochenauftakt wird Sturmtief "Godehard" zeigen, was in ihm steckt: viel Regen und viel Wind. Zum Wochenstart ist der Himmel häufig bedeckt, und es regnet vor allem von der Mitte bis in den Norden, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach mitteilte. Dazu weht ein frischer bis starker Wind, teilweise muss mit Sturmböen gerechnet werden. Im höheren Bergland sind sogar schwere Sturmböen bis orkanartige Böen möglich.

Der Regenschirm bleibt in den nächsten Tagen ein wichtiger Begleiter — wenn er einem nicht aus der Hand geblasen wird, denn die Deutschen werden sich noch an weitere Namen stürmischer Männer gewöhnen müssen. "Es kommt ein Tief nach dem anderen vom Atlantik auf uns zu", sagt Meteorologe Dominik Jung von wetter.net voraus. "Sie liegen wie Perlen an einer Schnur, und jeder Tag bringt ein neues Tief." Noch sind diese Tiefs im Wartestand allerdings namenlos. Mindestens die nächsten zehn Tage wird das Westwetter dominieren. Zudem ist es nicht ausgeschlossen, dass der November stürmisch und nass bleibt. "Diese Westwindlage kann zwei, drei, vier Wochen anhalten", stellt Jung fest. "Das hat es zuletzt in den 90er Jahren gegeben." Das dominante Atlantikwetter hat damals milde Winter nach sich gezogen. Für eine Prognose, ob es in diesem Jahr genauso sein wird, ist es aber noch zu früh.

Sturmböen bis zu 100 km/h in NRW

Ebenfalls schwer für die Meteorologen zu ermitteln ist, welche Windgeschwindigkeiten sie in den nächsten Tagen erwarten müssen. An den Tiefdruckgebieten können sich zum Beispiel Randtiefgebiete bilden, die sogar Orkane verursachen können. "Das kann nächste Woche noch einmal richtig gefährlich werden", warnt Wetterexperte Dominik Jung. Auch für Nordrhein-Westfalen sei mit Sturmböen bis zu 100 km/h zu rechnen.

An der Nordseeküste hat Tief "Friedrich" schon gestern Morgen für ordentlich Wirbel und damit für die ersten Einschränkungen im Verkehr gesorgt. So wurde wegen des starken Windes der Betrieb des Shuttles zur Insel Sylt vorübergehend eingeschränkt. Aus Sicherheitsgründen dürfe der Autozug, der Sylt mit dem Festland über den Hindenburgdamm verbindet, zeitweise keine größeren Fahrzeuge transportieren, sagte ein Bahn-Sprecher. Auf der Insel Helgoland wurde nach Angaben der Wasserschutzpolizei der Betrieb der Fähre unterbrochen. Für gestern hatte der DWD vor schweren Sturmböen der Stärke 10 (bis zu 102 km/h) an den Küsten gewarnt. In NRW wurde laut dem Wetterdienst Meteomedia gestern in Issum mit 78 km/h der Spitzenwert gemessen. Polizei und Feuerwehr rückten vermehrt aus wegen umgeknickter Bäume und herabfallender Gegenstände.

Die Deutsche Bahn hat unterdessen viele Sturmschäden aus der vergangenen Woche beseitigt, die Sturmtief "Christian" verursacht hat. Es gibt aber immer noch Einschränkungen. So sei die Fernverkehrsstrecke von Hamburg über Flensburg nach Padborg (Dänemark) weiter beeinträchtigt, teilte die Bahn gestern mit. Im Nahverkehr zwischen Neumünster und Rendsburg gebe es zudem weiter einen Schienenersatzverkehr mit Bussen. Auch zwischen Emden und Norddeich fahren noch Busse.

Regen und starker Wind sind typisch für den Herbst. Grund ist der große Temperaturunterschied zwischen südlicher und nördlicher Hemisphäre, erklärt Dominik Jung. Während es selbst am Mittelmeer noch relativ warm ist, fallen etwa in Skandinavien die Temperaturen. Über dem Atlantik trifft derzeit polare Luft aus Grönland auf subtropisch warme Luft — aus diesem Kontakt entwickeln sich massive Tiefdruckgebiete, die viel Niederschlag und Wind mit sich bringen. "Bei diesen Böen ist an Drachensteigen aber gar nicht zu denken", stellt Dominik Jung fest.

(RP)
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