USA: Wettbewerb wird nicht ganz ernst genommen Jeder will ein Superman sein

Metropolis/USA (AP) Die Stadt Metropolis sucht ihren Superman. Sie ruft die großen, gut aussehenden, muskulösen Männer auf, sich als Darsteller für das jährliche Superman-Festival im Juni zu melden. Der Termin rückt näher - und noch ist kein halbwegs geeigneter Bewerber in Sicht. Die Interessenten zeigen statt muskulöser Oberkörper Bierbäuche, statt dunkler Haarpracht Glatzen. Bei völlig untrainierten Männern, die sich zum Fest in enge blaue Leggings zwängen sollen, winkt das Superman-Komitee aber gefrustet ab.

"Ich glaube, diese Kerle haben vergessen, wie Superman aussieht", stöhnt Jim Hambrick, der mit der Suche nach dem starken Schönling beauftragt ist. In der 22-jährigen Geschichte des Festivals lief ihm und seinen Kollegen immer rechtzeitig der ideale Typ in die Arme. In diesem Jahr scheint die Stadt im US-Staat Illinois aber ihrer Helden beraubt. Die meisten Bewerber kommen diesmal nicht einmal aus Metropolis, das ebenso heißt wie der fiktionale Ort, an dem Superman regelmäßig die Reporterin Lois Lane vor Schurken und Katastrophen rettete.

Die Bedingungen sind nach Angaben der Organisatoren leicht zu erfüllen: Superman muss mindestens 1,85 Meter messen und etwa 100 Kilo wiegen, wie dies in seiner Comic-Biographie beschrieben ist. Er darf keinen Wanst haben, muss dunkle Haare und eine akzeptable Aussprache vorweisen. Michael Bauer aus dem nahe gelegenen Ort Paducah in Kentucky hält sich für den idealen Kandidaten. "Ich bin immer gefragt worden, ob ich Superman kenne, da ich in der Nähe von Metropolis lebe", erzählt der Bewerber. "Ich dachte, da werde ich doch lieber selbst zu Superman."

Ein paar Tage lang, vom 8. bis 11. Juni, soll der Superman 2000 seine Attraktivität zur Schau stellen. Normalerweise besuchen bis zu 70.000 Fans das Festival. Den richtigen Repräsentanten zu finden, ist in diesem Jahr für Metropolis besonders wichtig: Zwei prominente Filmdarstellerinnen der Lois Lane, Noel Neill und Margot Kidder, haben ihr Kommen zugesagt.

Die Suche nach der männlichen Schönheit wird hektischer. Und falls Superman nicht mehr rettend erscheint? Dann könne man doch behaupten, er sei entführt worden, lautet ein Vorschlag. Die Organisatoren sollten statt dem schönen Guten einen gemeinen Schuft als Geiselnehmer engagieren. "Das wäre viel, viel leichter", meint Hambrick. "Wir würden hier viele Glatzköpfe finden, die Lex Luthor spielen könnten."

(RPO Archiv)
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