Kann Schokolade Sünde sein?

Siegen/Köln · Es gibt sie in Pralinenform, süß mit Früchten oder herzhaft mit Nüssen. Manch einer mag seine Schokolade bitter, der andere salzig. Die einen kosten nur ab und an ein Stückchen, einige aber brauchen ihre tägliche Schokoladendosis. So wie Markus Podzimek. Der 39-Jährige zählt zu den besten Chocolatiers der Welt und lässt keinen Tag vergehen, ohne zu naschen. "Das kann mal ein Stückchen sein - oder eine ganze Tafel", gesteht er lachend ein. Viele Deutsche würden ihn wohl beneiden, denn er hat einen guten Grund, täglich zu sündigen. Seit 2006 betreibt Podzimek in Siegen seine eigene Confiserie "das.naschwerk" und kreiert dort Schokoladenspezialitäten, Pralinen und Torten.

Die Frage nach der besten Schokolade ist keine Frage des Preises, sondern Geschmacksache, sagt der Experte. "Teure Schokolade bringt mir gar nichts, wenn sie mir nicht schmeckt." Es gibt aber einige Qualitätsmerkmale: "Die Schokolade muss gut riechen - weniger gute nimmt schnell den Geschmack von Gerüchen aus der Luft an. Außerdem sollte sie beim Draufbeißen schön knacken. Legt man sie sich auf die Zunge, damit sie im Mund erst einmal warm wird, und schmilzt sie dann, ohne sich etwa sandig anzufühlen, ist sie sehr gut."

Doch über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten. Und so gibt es Verfechter verschiedener Sorten. Hier einige Beispiele:

Die Traditionalisten Dieser Typ mag die klassischen Sorten wie Vollmilch oder Voll-Nuss. Er ist bodenständig und kann auf Schnickschnack wie Trendschokolade gut verzichten. Er hat meist seine Lieblingsmarke, der er seit vielen Jahren treu ist und von der er immer eine Tafel im Schrank hat - für den Fall der Fälle. Natürlich dürfen es auch mal Pralinen sein oder zu besonderen Anlässen Mandeln in der Schokolade. "Die Deutschen essen dabei am liebsten Vollmilchschokolade. Die eher dunklen Sorten hingegen mögen die Franzosen gern", sagt Podzimek. Die Feinschmecker Zu denen gehört auch Markus Podzimek. Sie mögen vor allem Schokolade aus hochwertigen Kakaobohnen. "Diese Schokoladen sind vergleichbar mit guten Weinen: Sie haben viele verschiedene Geschmacksfacetten", schwärmt der Siegener. Die hochwertigste Kakaobohne der Welt ist die Criollo. "Das ist der Ferrari unter den Kakaobohnen", sagt Podzimek. Die Sorte kommt aus Venezuela. Der Criollo-Kakao macht nur fünf Prozent der Gesamternte aus und ist durch seine Milde kostbar - und teuer. Je nach Anbaugebiet könne er etwa eine Maracujanote haben. Die Genießer dieser Köstlichkeit essen die Schokolade bewusst - und nicht im Kino oder vor dem Fernseher.

Die Experimentierfreudigen Dass die Schokoladen-Branche immer experimentierfreudiger wird, kann Podzimek bestätigen. "Vor allem mit Gewürzen wird sehr gerne herumprobiert, etwa mit Chili oder Rosmarin." Dabei gibt es die kleinen Abenteurer, die ihren Schokoladenkuchen mit etwas Pfeffer oder Zimt aufpeppen, und die großen Abenteurer, die roten Chilis, Ingwer, Salz, Safran oder Curry in der Schokolade nicht abgeneigt sind. Die Experimentierfreudigen verlassen sich nicht darauf, dass die Hersteller mit neuen Sorten um die Ecke kommen. Sie greifen auch mal selbst zum Kochlöffel und zaubern ihre eigenen Kreationen. Ungenießbare Ergebnisse schrecken sie nicht ab - dann wird einfach weiter probiert.

Die Trendsetter Jedes Jahr bringen die Hersteller neue Geschmacksrichtungen auf den Markt: Latte-Macchiato, Yoghurt-Limette oder Hybrid-Artikel mit Weingummi oder Salz-Brezeln. Die Trendsetter erkennen sofort, wenn sich im Supermarkt-Regal oder in der Chocolaterie ihre Vertrauens etwas getan hat. Dann gilt es auszuprobieren und weiterzuerzählen. Sie bringen die neusten Sorten auch gerne mit zu Freunden oder Verwandten. "Zurzeit beliebt ist bei uns die Karamellschokolade mit Meersalz", sagt Markus Podzimek. Außerdem hat jede Jahreszeit ihre besonderen Trends. "Im Sommer sind das fruchtige Sorten. In diesem Jahr hatten wir Smoothie-Schokolade, die mit Fruchtpüree gefüllt war. Im Winter essen die Leute am liebsten nussige Sorten und Nougatschokolade."

Die Saison-Nascher Sie haben schon jetzt den Adventskalender im Schrank stehen und gehören zu den ersten, die sich mit Lebkuchen, Nussbergen und Schoko-Nikoläusen eingedeckt haben. Die Saison-Nascher genießen, wie die Feste fallen: Zu Ostern gibt es den Schokohasen, am Valentinstag und an Geburtstagen Pralinen, zum Erntedankfest darf es auch Bratensoße mit Schokolade sein. So gerne sie beschenkt werden, so gerne schenken sie auch passend zur Saison Schokolade. Für sie ist das etwas besonderes - und das Warten lohnt sich. Denn eines sollte man nicht vergessen, sagt der Chocolatier: "Schokolade macht glücklich."

Ein Dickmacher ist die Süßigkeit nur bedingt: "Je dunkler die Schokolade ist, desto weniger Zucker und Milch enthält sie. Das macht sie kalorienärmer." In hochwertige Schokolade gehören lediglich Kakaomasse, Kakaobutter, Zucker und Vanille. Vollmilchschokolade enthält zusätzlich Milchpulver. Andere Zusatzstoffe können ebenfalls Kalorienbomben sein.

Doch das hält die Deutschen nicht vom Naschen ab: Laut dem Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie aßen die Bundesbürger 2013 im Schnitt knapp elf Kilogramm Schokoladenwaren - 2012 waren es 9,7 Kilogramm.

(RP)
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