Paris Lagerfeld schickt Models zur Laufsteg-Demo

Paris · Die Designer verkünden bei den Prêt-à-Porter-Schauen in Paris einen luftigen Sommer. Nur Karl Lagerfeld wird politisch.

Ein Sommer in der Schwebe - so sehen die Designer bei den heute zu Ende gehenden Pariser Prêt-à-Porter-Schauen die kommende Saison. Selten waren ihre Kollektionen so leicht und licht wie diesmal. Die Pariser haben damit den bei den Mailänder Präsentationen stark auf Mädchenhaftigkeit gesetzten Akzent verschoben. Das Schwebende heißt hier vor allem Beweglichkeit: Hauchdünne Sport-Blousons und Regenmäntel, Radlerhemden und Kleider mit Schlitzen oder Volants liegen im Trend. Weitere modische Renner sind Blütenmuster in allen Varianten, organisch wirkender Strukturstrick, Shorts und dreiviertellange Hosenröcke. Letztere ziehen das hochfliegende Element dieser Entwürfe für Frühjahr/Sommer 2015 etwas plump auf den Boden der Tatsachen zurück.

Strick, Bermudas, Blumen: All das gab es gestern Morgen auch bei Chanel - und immens viel anderes. Karl Lagerfeld lieferte eine eindrucksvolle Probe seines Könnens: Mit Blüten bestickte Kleider mit A-förmigen Röcken, Streifenshorts im Marinelook zu dahingehauchten weißen Folklore-Blusen, blau-pinkfarben karierte Tweed-Anzüge mit weiten Hosen, Kleider mit geometrischen Mustern, kunstvolle Blütendrucke in Lila oder Orange und zu alledem verrückte Brillen mit schwarzen Perlenrändern und einer Art "Schuh-Hybrid" aus Slingpumps und Herrenloafern in Gold.

Die Kulisse war als Pariser Straße mit Stadtpalästen und dem Schild "Boulevard Chanel" gestaltet. Die Models, angeführt von Top-Mannequin Cara Delevingne mit Megafon, kamen zum spektakulären Abschluss der Schau als Demonstrantinnen heraus. Sogar ein Männermodel war dabei mit einem "HeForShe"-Zeichen - eine Anspielung auf die für Geschlechtergleichheit eintretende Ansprache der Schauspielerin Emma Watson vor den Vereinten Nationen. Andere Transparente mit Inschriften wie "Be Your Own Stylist" oder "Oser sans poser" ("Etwas wagen, ohne zu posieren") machten die Botschaft glasklar: Hier drehte sich alles um Vielfalt, nicht nur modisch.

"Sex sells" schien sich hingegen Hedi Slimane bei Saint Laurent gedacht zu haben. Der Kultstar unter den Pariser Designern ersetzte den Transparentlook Yves Saint Laurents durch nackte Haut - als rasanter Rückausschnitt oder rundes, den Busen fast freilegendes Dekolleté. Slimanes Ideal ist und bleibt das "Rock Chick" - ein selbst- und körperbewusstes Glamour-Mädchen, das Jeansshorts zur perfekt geschnittenen Blazerjacke kombiniert, das Army-Jacke mit glitzernden Pailletten auf den Taschen über einem superkurzen Blütenkleidchen trägt und immer cool aussieht. Hohe Plateausandalen, schwarze Seidenstrümpfe, Herrenhüte und als Seidenschal getragene Krawatten gaben dem Look den Kick.

Das Leichte und das Lichte brachte die schön gearbeitete Kollektion von Akris-Designer Albert Kriemler auf den Punkt. Die Entwürfe in Kalktönen oder Weiß erinnerten an Tenniskleider - in einer hocheleganten Luxusvariante.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort