Radio-Streit mit Johannes Sassenroth über BandAid 1Live-Moderator: "Campino hat sich echt noch gebremst"

Düsseldorf · Vor dem 1Live-Mikrofon faltete Hosen-Sänger Campino Moderator Johannes Sassenroth zusammen, so sehr war ihm offenbar der Streit über BandAid und das Ebola-Hilfsprojekt an die Nieren gegangen. Nun schildert der Radiomoderator, wie er den Wutausbruch erlebt hat.

Band Aid 30 – diese Deutschen singen mit Campino gegen Ebola
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Foto: dpa, Ronald Wittek

In einem ausführlichen Eintrag auf seiner Facebook-Seite zeigt Sassenroth dabei Verständnis für den Wutausbruch des Rockstars. Aber auch für den 1Live-Journalisten war der Ärger vor laufendem Mikrophon offensichtlich ein außergewöhnlicher Vorfall. Denn zum ersten Mal überhaupt habe er das Bedürfnis, sich noch einmal im Nachhinein zu einem Interview zu äußern.

Campinos emotionale Reaktion könne er bei allen Meinungsverschiedenheiten verstehen. Die sei authentisch gewesen. "Wer so emotional "ausrastet", der organisiert ein Projekt wie BandAid Deutschland aus einem inneren Bedürfnis - nicht um sich selbst zu profilieren oder irgendein Album oder Buch zu promoten", stellt Sassenroth fest.

Spitze Anmerkungen

Bemerkenswert auch die Einschätzung des Moderators, dass der frühere Punk-Rocker sich in seiner Wut noch zurückgehalten habe: "Ich habe seine Augen während des Interviews gesehen! Er hatte sich echt noch gebremst", schreibt Sassenroth bei Facebook und setzt drei Ausrufezeichen dahinter. Dabei war Campino den Moderatoren mehrfach über den Mund gefahren. Kaum auszudenken, was im Radiostudio geschehen wäre, hätte Campino seinem Ärger wirklich frei herausgelassen.

Sassenroth kann sich in seinem Kommentar allerdings nicht verkneifen, auch die ein oder andere Spitze gegen Campino abzulassen. So sei seine Reaktion "PR-mäßig alles andere als geschickt" gewesen.

"Was soll ich denn sagen?"

Nach dem ersten Interviewteil, über dessen hitzigen Verlauf auch unsere Redaktion ausführlich berichtete, sei im Studio hitzig weiter diskutiert worden. Zudem sei er von BandAid30 nicht hundertprozentig überzeugt. Gänzlich ablehnen will Sassenroth sie freilich auch nicht.

Auch auf die Belastung Campinos geht Sassenroth in seinem Beitrag ein. Er habe erzählt, dass er schon tagelang mit Anfragen aus Redaktionen bombardiert worden sei, um zu hämischen Kommentaren Stellung zu beziehen. "Was soll ich denn sagen?", so Campino. Er habe doch nur einen Song gemacht für eine gute Sache. "Wenn so eine Aktion wie BandAid30 dann plötzlich im öffentlichen Diskurs sehr im bemängelnden Klein-Klein endet, kann ich verstehen, dass einem der Kragen platzt", schreibt der Moderator.

Für einen echten Streit bräuchte es wohl Böhmermann

Letzten Endes stimme er mit ihm überein: Helfen sei besser als Zynismus. "Wie die richtige Hilfe aussieht - darüber lässt es sich natürlich immer - berechtigt — streiten", so Sassenroth.

Auf Streit aus war Sassenroth sowieso nicht. Schon im Interview hatte er sich nicht als Kritiker hervorgetan, sondern aufs Stichwortgeben beschränkt. Allein das Wörtchen "Geld" reichte aus, um Campino auf die Palme zu treiben. Sassenroth kam kaum noch zu Wort, auch nicht mit seinem Versuch, sich zu verteidigen ("Ich frag doch nur..). Für einen richtigen Streit mit Campino bräuchte es wohl eher so einen Kritiker wie Jan Böhmermann.

Der Vorfall offenbarte umso mehr, wie sehr dem BandAid-Organisator der Streit über Hilfsbereitschaft, Profit und Charity-Business inzwischen an die Nerven geht.

(pst)
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