Hübsch ist sie auch noch Danica Patrick — die schnellste Frau der Welt

Washington (RP). Ihr Markenzeichen sind Damenschuhe mit zehn Zentimeter hohen Stiletto-Absätzen. Für die Bikini-Werbung hat sich Danica Patrick in aufreizender Pose auf die Kühlerhauben schnittiger Sportwagen gelegt, neulich brachte sie ihre eigene Parfümmarke auf den Markt, ihr Konterfei ziert Poster und T-Shirts und Schlüsselanhänger. Wenn es ein Glamourgirl gibt im amerikanischen Sport, dann ist es Danica Patrick.

Danica Patrick – Nascar-Pilotin mit Benzin im Blut
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Das ist Danica Patrick

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Dabei dreht sich alles um den markanten Kontrast, den die Profis der Branche variantenreich zu vermarkten verstehen. Die 27-Jährige, kaum fünfzig Kilogramm schwer, ist so zierlich wie eine Ballett-Primadonna. Und trotzdem Rennfahrerin. Eine Rennfahrerin, die in eine Welt vordringt, die für den amerikanischen Macho so etwas ist wie seine allerletzte Nische.

Seit Februar geht Patrick bei Nascar an den Start. Nascar, das ist die National Association for Stock Car Automobile Racing. Gefahren wird auf Stadionbahnen mit steilen Kurven, immer linksherum, in der Regel 400 Runden. Was die Autos betrifft, erinnern die Nascar-Modelle an europäische Tourenwagen. Nur geht es deutlich robuster zu, im Mittelpunkt steht der Nervenkitzel. Blech soll gegen Blech krachen, echte Männer sollen kämpfen wie Gladiatoren, Karambolage soll auf Karambolage folgen, dann ist das Publikum selig.

Wie eine Florettfechterin beim American Football

Über der Arena weht riesengroß das Sternenbanner, Militärkapellen spielen, draußen brutzeln die Rippchen. Patriotisch und bierbäuchig und dazu ein wenig südstaatlichnostalgisch, so ist Nascar.

Theoretisch passt Danica Patrick zu diesem Ambiente wie eine Florettfechterin auf den American-Football- Rasen — was exakt den Reiz ausmacht, der die Einschaltquoten auf Rekordhöhen treiben soll. "Sie muss lernen, eine Maschine mit 800 Pferdestärken zu beherrschen, die alles tut, um sich bei 200 Meilen pro Stunde nicht ohne weiteres lenken zu lassen", beschreibt der US-Sportjournalist Matthew Futterman die Herausforderung.

Kaum zufällig absolviert Patrick ihr Debüt im Rennstall von Dale Earnhardt junior. Der landet zwar häufig nur auf den hinteren Plätzen, dafür ist er der Sohn einer Legende. Dale senior war eines dieser kantigen Originale, die an die Ursprünge des Sports denken ließen.

"Es gefällt mir, wie sich die Jungs anrempeln"

An die "Moonshiner" der Appalachen, die bei Mondlicht über schmale Landstraßen rasten, um schwarz gebrannten Whiskey zu schmuggeln und so die hohe Alkoholsteuer zu umgehen. Um schneller zu sein als die Polizei, übten sie am Wochenende auf schlammigen Wiesenpisten. Die Patrick bei den Earnhardts, "es ist wie die Vermählung zweier Supermarken", jubelt Jerry Gappens, einer der Rennbahn-Chefs.

Das sportliche Können der Pilotin geht ein bisschen unter in all dem Rummel, dabei trägt sie den Ehrentitel "Schnellste Frau der Welt" nicht von ungefähr. Schon als Zehnjährige flitzte sie daheim in Wisconsin über die Go-Kart-Pisten. Mit 16 brach sie die Schule ab, um ein Angebot des texanischen Ölerben John Mecom III anzunehmen. Der wollte sie bei der Vauxhall-Serie in England groß herausbringen. Der Plan ging schief, nach dem enttäuschenden Intermezzo kam Patrick zurück in die USA, wo sie bei den IndyCars, einer Art Mini-Formel-1, für Furore sorgte.

Patricks erste Läufe als Nascar- Pilotin verliefen zwar eher enttäuschend, sie landete auf den hinteren Rängen. Aber darum geht es ja gar nicht. "Ich mag es, wenn sich Reifen an Reifen reibt", sagt sie. "Es gefällt mir, wie sich die Jungs anrempeln. Ich hoffe, dass ich mir ihren Respekt verdiene."

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