Corona-Skeptiker und Vegan-Koch Das ist Attila Hildmann
Attila Hildmann heißt mit vollständigem Namen Attila Klaus Peter Hildmann und wurde 1981 in Berlin geboren. Er hat türkische Wurzeln und ist bei deutschen Adoptiveltern aufgewachsen. Bekannt wurde er als veganer Koch – seit der Corona-Pandemie fiel er jedoch vor allem als rechtsradikaler Verschwörungserzähler auf. Ein Überblick.
Der Auslöser, auf Fleisch zu verzichten, ist für Hildmann laut eigener Aussage der Tod seines Vaters gewesen. Er wurde zunächst Vegetarier und entschied sich dann für eine rein pflanzliche Ernährung. 2009 schrieb er sein erstes Kochbuch „Vegan Kochbuch“, später folgten weitere Kochbücher wie „Vegan for Fun“ oder „Vegan for Fit“. Hildmann soll auch an der Freien Universität Berlin für das Fach Physik eingeschrieben gewesen sein. Auf seiner Webseite schreibt der Koch, er sei „angehender Physiker“.
Vor der Corona-Pandemie war Hildmann vielen auch als TV-Persönlichkeit bekannt. Er war als veganer Koch immer wieder Gast in Fernsehshows wie hier bei „ZDFzeit“ im Jahr 2014. 2016 nahm Hildmann an der neunten Staffel von „Let’s Dance“ teil und belegte den 12. Platz.
Hildmann war schon früher wegen seiner Wutausbrüche in den vergangenen Jahren häufig in die Kritik geraten. Nachdem die „Tagesspiegel“-Redakteurin Susanne Kippenberger 2017 Hildmanns Berliner Imbiss kritisierte, schrieb er einen Hass-Post auf Facebook und erteilte der gesamten Redaktion Hausverbot. „Was für ein dreckiger Kackartikel mit so viel Unwahrheit", schrieb der damals 36-Jährige.
Für Aufsehen sorgt Hildmann seit der Pandemie als Corona-Skeptiker. Über die Kommunikations-App Telegram verbreitet der Berliner nationalistische sowie antisemitische Inhalte und Verschwörungserzählungen. Er bringt die Corona-Krise mit einer „Neuen Weltordnung“ in Verbindung und spekuliert unter anderem, dass Juden die „Deutsche Rasse auslöschen wollen“.
Ab Mai 2020 initiierte Hildmann mehrfach Demonstrationen und Autokorsos in Berlin, die sich gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung richteten. Bei einer Demonstration gegen die Corona-Beschränkungen im Juli in Berlin setzte sich Hildmann eine ABC-Schutzmaske auf.
Auf einer Kundgebung mit etwa 200 Anhängern soll Hildmann öffentlich gesagt haben, „wenn ich Reichskanzler wäre, dann würde ich die Todesstrafe für Volker Beck wieder einführen, indem man ihm die Eier zertretet auf einem öffentlichen Platz“. Die gleiche Drohung hatte Hildmann bereits zuvor auf seinem Telegram-Kanal verbreitet. Der Grünen-Politiker Beck erstattete daraufhin Anzeige. Ende Juni kam es bei einer Demonstration zu Bedrohungen seitens Hildmanns und anderer Teilnehmer gegenüber einem Reporterteam des Jüdischen Forums.
Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelte ab Juli 2020 wegen Volksverhetzung gegen Hildmann. Bei der für Internetkriminalität zuständigen Schwerpunktstaatsanwaltschaft liege inzwischen eine Vielzahl von Anzeigen und Hinweisen vor, sagte ein Sprecher dem Evangelischen Pressedienst am 20. Juli in Cottbus.
Mehrfach wurde Hildmann in Gewahrsam genommen, wie hier bei einer Demonstration Ende August 2020 in Berlin.
Seit dem Frühjahr 2021 hält sich Hildmann in der Türkei auf. Deshalb kann ein Haftbefehl nicht vollstreckt werden. Die Ermittlungen gegen ihn wurden in Berlin gebündelt, mehrere Ermittlungsverfahren aus Brandenburg übergeben.
In dem Ermittlungsverfahren überprüft die Berliner Anklagebehörde mehr als 1000 Äußerungen. Es geht dabei neben dem Verdacht auf Volksverhetzung um den Verdacht der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.
Im Juni 2021 wurde Hildmanns Telegram-Kanal gesperrt. Dort hatte er seit dem Sommer 2020 gegen Juden gehetzt und Verschwörungstheorien verbreitet. Er postete Hakenkreuze, leugnete den Holocaust und bezeichnete sich selbst als „ultrarechts“.