Emma Watson Die Märchenhafte aus Fleisch und Blut

Düsseldorf · Die britische Schauspielerin brilliert in der Realverfilmung von "Die Schöne und das Biest". Außerdem engagiert sie sich für Frauenrechte.

Emma Watson posiert im Abendkleid auf dem roten Teppich
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Emma Watson und Dan Stevens auf dem roten Teppich

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Foto: afp, ap

Es war ein Rekordstart: An einem Wochenende spielte die Realverfilmung von Walt Disneys "Die Schöne und das Biest" 8,8 Millionen Euro ein - allein in Deutschland. Der Film verdankt seine Magie der beeindruckenden Schauspielerin und Menschenrechtsaktivistin Emma Watson als emanzipierter Heldin. Wir trafen die Schauspielerin, die durch die Rolle der Hermine Granger in den "Harry Potter"-Verfilmungen berühmt wurde, in New York.

Was fasziniert Sie als Erwachsene, als Feministin an einem Märchen?

Watson Ich habe mich in die Figur der Belle verliebt. Sie ist so eine resolute junge Frau, die immer alles ausspricht, was sie auf der Seele hat. Die sehr ehrgeizig und intelligent ist, unglaublich unabhängig und auch etwas von der Welt sehen will. Mir gefiel auch ihre Beziehung zum Biest, weil sie immer auf Augenhöhe war.

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Wegen der konfliktbeladenen Beziehung zwischen Belle und dem Biest scheint Romantik erst einmal ausgeschlossen.

Watson Ich habe mit meinem Kollegen Dan Stevens, der das Biest spielt, in den Proben herausgearbeitet, worin die Parallelen zwischen den beiden bestehen. Mir gefällt an dieser Liebesgeschichte, dass zwei, die sich anfangs feindlich gegenüberstehen, zu Freunden werden und sich erst dann ineinander verlieben. Beide haben ihre Mutter verloren und lieben Bücher. Der Graben, der zwischen ihnen liegt, wird über ihr Interesse an Geschichten überbrückt.

Erinnern Sie sich, wann Sie das Original gesehen haben?

Watson Der Animationsfilm kam ja in dem Jahr heraus, in dem ich geboren wurde, 1990. Ich habe ihn das erste Mal mit etwa vier Jahren gesehen. Meine Eltern erinnern sich daran, dass ich ihn mit großen Augen und versunken angeguckt habe und dann so oft geschaut habe, bis ich alle Songtexte tatsächlich auswendig kannte.

Disneys Vorbild für Belle war ursprünglich Katherine Hepburns Figur im Film "Little Women" von 1933. Welche modernen Züge haben Sie Ihrer Belle hinzugefügt?

Watson Natürlich kann ich meine feministischen Ansichten nicht komplett verleugnen. Ich habe Belles Charakter allerdings nicht groß verändern müssen, das alles ist auch in der Vorlage schon angelegt. Sie sagt nicht umsonst an einer Stelle, dass sie mehr will als das, was man ihr allgemein zugesteht. Und ich habe alles gegeben, die Zeichentrickfigur in eine Frau aus Fleisch und Blut zu überführen.

Der deutlichste feministische Beweis ist, dass die Schöne das Biest rettet, nicht umgekehrt.

Watson Wir haben bewusst mehr Szenen eingefügt, in denen man sieht, welche Konflikte und Wünsche Belle mit sich trägt: Sie möchte lesen, sie möchte Kinder unterrichten, sie möchte etwas verändern. Diese Veränderungen sind aber in ihrem Dorf unerwünscht. Die Mitbewohner versuchen sogar, ihren Willen zu brechen. Wenn sie das Schloss betritt, ist das auch eine Abwechslung und Erleichterung für sie - denn sie war vorher auch sehr einsam. Es gibt von Bob Dylan diesen wunderbaren Spruch, dass er sich nie dort zuhause gefühlt hat, wo er geboren wurde - das geht Belle genauso. Das verbindet die Schöne auch mit dem Biest, beide suchen den Ort oder die Person, zu der sie wirklich gehören.

Kurz vor Drehbeginn dieses Films hielten Sie Ihre vielbeachtete Rede vor den Vereinten Nationen in New York. Wann wurde Ihnen klar, dass noch immer gegen Sexismus gekämpft werden muss?

Watson In der Schule hieß es immer, der Feminismus hat längst gesiegt, die Gleichberechtigung ist erreicht. Aber ich fand immer Situationen, die ich als falsch empfand, als ungerecht. Irgendwann musste ich mir eingestehen: "Das ist völliger Unsinn, wir leben nicht in völliger Gleichberechtigung."

Verwundert Sie der Zustand der Ungleichheit noch immer?

Watson Ja natürlich. Sogar in unserer Branche ist es so, dass weniger als sechs Prozent der Regisseure Frauen sind. Vor uns liegt noch eine lange Strecke! Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass ich unbedingt die richtige, qualifizierte Person sei, um vor der UN zu sprechen. Aber plötzlich bot sich mir die Gelegenheit. Und ich musste diese Wortflut erbrechen, das musste raus. Nach der Rede empfand ich Frieden.

(RP)
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