Besuch bei Angela Merkel Die Clooneys zum Kaffee bei der Kanzlerin

Berlin · Der Hollywood-Star und seine Frau Amal sind eine Stunde zu Gast bei Angela Merkel im Kanzleramt. Sie sprechen über die Flüchtlingskrise und ihr humanitäres Engagement. Dass er verletzlich ist - auch das verrät der 54-jährige in Berlin.

George Clooney trifft Angela Merkel in Berlin
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Foto: dpa, kde

Auch für Angela Merkel hat ein Tag nur 24 Stunden. Das ist oft zu wenig für die Kanzlerin, die in diesen Wochen an so vielen Brennpunkten der Welt als unermüdliche Krisenmanagerin unterwegs ist und dabei an ihre körperlichen Grenzen geht. Doch für George Clooney, den ehemals "Sexiest Man of the World", hat Angela Merkel eine Stunde Zeit.

Treffen am Freitag um 9 Uhr

Es ist 9 Uhr Freitagmorgen, als eine schwarze Limousine mit Clooney und seiner Ehefrau Amal (38) an Bord vor dem Kanzleramt vorfährt. Etliche Reporter haben sich vor der Schranke des gut gesicherten Gebäudes aufgebaut, weil Clooney am Donnerstag bei der Pressekonferenz für den Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale, in dem er die Hauptrolle spielt, ausgeplaudert hatte, dass er am nächsten Tag Merkel treffen werde. Ein Treffen dieser beiden, dem wohl prominentesten männlichen Hollywoodstar mit der mächtigsten Politikerin der Welt, das wollen sich die Reporter nicht entgehen lassen.

Von dem Gespräch wird hinterher nur ein einziges offizielles Foto veröffentlicht. Es zeigt den 54-Jährigen in einem anthrazitfarbenen Anzug und mit Krawatte eindringlich auf Merkel einredend und dabei mit den Händen gestikulierend. Rechts neben ihm hat Amal auf dem hellen Sofa Platz genommen. Sie trägt ein elegantes beiges Oberteil, einen schwarzen Rock und hat die Beine übereinander geschlagen. Die Menschenrechtsanwältin hört gebannt zu, wie ihr Ehemann auf Merkel einredet. Die Kanzlerin hat gegenüber Platz genommen, sie trägt aus ihrer Auswahl der wohl 100 gleich geschnittenen Blazer einen weinroten. Merkel sieht ernst aus.

Merkel: "Ein sehr gutes Gespräch"

Die Kanzlerin wird später "von einem sehr guten Gespräch" berichten. Man habe über das Engagement Clooneys und seiner Frau in einer Nichtregierungsorganisation gesprochen, mehr wird nicht bekannt. Diese Organisation heißt "International Rescue Committee", sie wurde vor 100 Jahren mitbegründet von Albert Einstein, dem großen Physiker. Ihr heutiger Präsident, der frühere britische Außenminister David Miliband, ist beim Gespräch mit Merkel auch dabei.

Clooney engagiert sich seit Jahren persönlich und finanziell stark für Menschenrechtsfragen, das Elend der Flüchtlinge im Nahen Osten treibt ihn um, schließlich stammt seine Frau daher. Anders als viele Amerikaner unterstützt er Merkels Kurs der offenen Grenzen in der Flüchtlingskrise ausdrücklich. "Ich bin absolut einverstanden damit", sagt er am Donnerstag in der Pressekonferenz zum Film "Hail, Caesar!", einer Hollywood-Satire der beiden Brüder Ethan und Joel Coen.

Pampige Reaktion auf Reporter-Frage

Er ist aber auch verletzlich, wird sein soziales Engagement zu wenig gewürdigt. Man merkt es an seiner pampigen Reaktion auf die Frage einer Reporterin in der Pressekonferenz am Donnerstag. Warum er nicht einen Film über die aktuelle Flüchtlingskrise drehe, immerhin würde er mit seinem Bekanntheitsgrad ein großes Publikum ansprechen. Darauf antwortet der Schauspieler zunächst noch gelassen, nur sein Fuß wippt bereits auffallend nervös auf und ab. Es dauere eben seine Zeit, bis es ein neuer Film auf die Kinoleinwand schaffe.

Doch die Reporterin setzt nach und fragt, was er denn allgemein alles für Flüchtlinge tue. Jetzt ist es Clooney zu bunt, er fühlt sich angegriffen. "Sehr viel. Wir müssen uns immer solche Fragen gefallen lassen, obwohl keiner eine Ahnung hat, wofür wir uns alles engagieren. Was tun Sie persönlich denn eigentlich für Flüchtlinge?", blafft er zurück.

Auch Merkel muss sich im elften Jahr ihrer Kanzlerschaft viel gefallen lassen. Vor allem Horst Seehofer, der bayerische Löwe, hat es sich zum Hobby gemacht, ihr wehzutun. Zuletzt hat er ihr sogar eine "Herrschaft des Unrechts" vorgeworfen. Sie sagt zu so etwas einfach nichts.

(mar)
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