Prinz Philip wird 90 Jahre alt König der Fettnäpfchen

London (RP). Philip Mountbatten, seit 64 Jahren Gemahl der Queen, wird am Freitag 90 Jahre alt. Eine große Feier wird es nicht geben, da bleibt sich der Prinz treu. Trotz eines Lebens in der Öffentlichkeit hat sich Philip nie verbiegen lassen.

2011: Prinz Philip wird 90 Jahre alt
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Auf Tanna, einer kleinen Insel im südlichen Pazifik, werden die Menschen morgen die britische Flagge hissen. Sie werden verstaubte Fotografien hervorkramen, ehrfurchtsvoll den Erzählungen der Ältesten lauschen und ihrem Gott das schönste Schwein opfern. Denn der 10. Juni ist ein Feiertag. Morgen feiert Gott seinen 90. Geburtstag. Philip Mountbatten, englischer Prinzgemahl und Duke von Edinburgh, wird seit den 50er Jahren von den Südseebewohnern als Gott verehrt.

Als Sohn des mächtigen Berggeistes habe er dereinst das Eiland verlassen, um eine mächtige Frau zu ehelichen. Zumindest der letzte Teil des Mythos entspricht bekanntermaßen der Wahrheit. Und auch die Sache mit der Insel ist grundsätzlich richtig. Allerdings erblickte Philip 1921 auf Korfu das Licht der Welt. Als Prinz von Griechenland und Dänemark - keine Spur von Südseezauber also.

Meister der Fettnäpfchen

Die Verehrung auf Tanna ist vor allem deshalb erwähnenswert, weil sich der Prinz anderswo kaum so großer Anerkennung erfreut. Pünktlich zum 90. Geburtstag beschäftigen sich die Briten vielmehr zum wiederholten Male mit der Frage, ob Philip der Krone nicht mehr geschadet als genutzt habe. Der Ehemann der Queen gilt als Meister der königlichen Fettnäpfchen.

Nach einer Chinareise sagte er über die Essgewohnheiten seiner Gastgeber: "Wenn es vier Beine hat und kein Stuhl ist, werden es die Kantonesen essen." Einer Gruppe britischer Studenten in China riet er, nicht zu lange in Peking zu bleiben: "Sonst kriegt ihr alle noch Schlitzaugen". Und bei einem Treffen mit australischen Ureinwohnern rutschte dem Prinzen die Frage heraus: "Werft ihr immer noch Speere aufeinander?" Und den deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl hatte der Jubilar einmal als Reichskanzler begrüßt.

Queen Elizabeth II. hat die Ausrutscher ihres Mannes nie öffentlich kommentiert. Dies mag zum einen im royalen Selbstverständnis begründet sein. Vor allem aber in der großen Verehrung und Dankbarkeit, die die Königin für ihren Mann empfindet. Denn dies ist die andere Seite von Prinz Philip, der als Begleiter der Queen und Schirmherr von 800 Organisationen jährlich mehr als 300 öffentliche Auftritte absolviert. Der seiner Elizabeth seit bald 65 Jahren als Stütze dient und sich dabei klaglos im Hintergrund hält.

Aus Liebe im Schatten der Königin

"Viele wissen nicht, was für eine außerordentliche Militärkarriere der Herzog 1952 aufgegeben hatte, um fortan die neue Queen zu unterstützen", sagt Jane Roberts, die eine Ausstellung im Schloss Windsor zu den "geheimen Seiten" des Prinzen konzipiert hat. Die Schau schließt diese Wissenslücke mit Fotos des Marineoffiziers in Paradeuniform und mit dessen Einträgen in Logbüchern der Kriegsschiffe. "Die Flottille nimmt Kurs auf Osten, unser Schicksal ist ungewiss?", schrieb der 19-Jährige 1941 bei der Schlacht von Matapan.

Aus Liebe entschied sich Philip für ein Leben im Schatten der Königin. "Meine oberste Pflicht ist es, der Königin zu dienen", sagte er erst kürzlich in einem Interview. Und so wird der fast 90-Jährige auch an seinem Geburtstag den Pflichten nachgehen. "In England ist Philip ein alter Mann. Aber auf Tanna wird er niemals sterben", sagt Siko Nathua, der Dorfchef auf Tanna. Lang lebe der Prinzgemahl...

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