Madonna und Guy Ritchie Wenn Eltern ums Sorgerecht streiten

London · Popdiva Madonna und ihr Ex-Mann Guy Ritchie kämpfen um Sohn Rocco. Der möchte lieber beim Vater leben. Für Eltern ist es belastend, wenn ihr Kind sich vermeintlich gegen sie entscheidet.

Madonna trinkt Tequila. Eine ganze Flasche. Auf der Bühne, vor Tausenden Fans in Melbourne. Wie die "Daily Mail" berichtet, hat sie einem Fan die Flasche vor der Show abgenommen, die sie nun nach und nach während des Konzerts leert. Und wie die meisten Frauen, die fast eine ganze Flasche Tequila intus haben, beginnt sie sich merkwürdig bis hemmungslos zu verhalten. Sie schimpft über ihren Ex-Mann Guy Ritchie, benutzt Wörter, die zu zensieren wären. Dann setzt sie sich auf ein Dreirad und fällt nach einigen Runden runter, die Flasche noch in der Hand.

Es ist nicht der erste skurrile Auftritt der US-Sängerin in der jüngsten Vergangenheit. Bei einem Konzert in Neuseeland war die 57-Jährige den Tränen nahe und erklärte mit brüchiger Stimme, dass es keine stärkere Liebe als die einer Mutter gebe. Ihren Song "La Vie en Rose" widmete sie ihrem Sohn Rocco, der allem Anschein nach der Grund für die Zusammenbrüche ist.

Gericht drängt zur raschen Einigung

Seit Monaten tobt zwischen dem Superstar und seinem Ex-Mann Guy Ritchie (47) ein Streit ums Sorgerecht, der inzwischen sowohl ein amerikanisches als auch ein britisches Gericht beschäftigt. Ein New Yorker Richter hatte die prominenten Eltern, die sich zuvor das Sorgerecht geteilt hatten, zur raschen Einigung gedrängt. Bis zu einer Verständigung solle Sohn Rocco weiter eine Schule in London besuchen, ordnete das Gericht an. Dort wird der 15-Jährige nun wohl dauerhaft bleiben. Denn nach einem weiteren Gerichtstermin in London, an dem Madonna tourbedingt nicht teilnehmen konnte, wurde eine ähnliche Empfehlung ausgesprochen.

Rocco hatte sich gewünscht, bei seinem Vater, dessen neuer Frau und seinen vier Halbgeschwistern in England leben zu dürfen. Der Teenager hatte erstmals im Dezember deutlich gemacht, dass er zu seinem Vater will, als er die Tournee seiner Mutter abrupt verlassen hatte und auch ihrem Wunsch, mit ihr Weihnachten zu feiern, nicht nachkam. Nun soll Madonna laut britischen Medienberichten eingestanden haben, dass sie den Kampf verloren habe und Rocco künftig bei seinem Vater leben werde.

Die Sängerin und der Regisseur, die von 2000 bis 2008 verheiratet waren, hatten den Sorgerechtsstreit öffentlich ausgetragen und dabei auch die sozialen Netzwerke zum Austausch von Botschaften einbezogen. Von solch einer Methode raten Experten ab. "Normalerweise schämen sich die Jugendlichen darüber in Grund und Boden", berichtet Christa Roth-Sackenheim. Die Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Psychiater rät Eltern in einer Scheidungssituation dazu, sich klar zu machen, dass ihre Bedürfnisse zurückstehen sollten und es vorrangig um das Kind geht.

Häufig gelte: Wenn man das Kind ziehen lässt, kommt es eher wieder

"Jugendliche insbesondere in der Pubertät haben oft wechselhafte Gefühle und es kann dann schon mal passieren, dass sie denken, sie wären beim jeweils anderen Elternteil besser aufgehoben", erklärt die Psychiaterin. Der "verlassene" Elternteil sollte versuchen, die Entscheidung des Kindes nicht persönlich zu nehmen. "Das ist natürlich schwer, weil das immer so ankommt, als hätte man nicht genug getan oder das Vertrauen verspielt." Häufig gilt aber: Wenn man das Kind ziehen lässt, kommt es eher wieder.

Eltern sollten sich lange, bevor es zu einem Sorgerechtsstreit kommt, Gedanken machen, wie eine friedliche Lösung gelingen kann, meint der Präsident der Psychotherapeutenkammer NRW, Gerd Höhner. Wenn es soweit kommt, dass Eltern um die Kinder kämpfen, "dann geht es häufig nicht in erster Linie um das Kind und um dessen Wohl — was allerdings beide Seiten betonen —, sondern um das Gewinnen beziehungsweise um Dominanz", weiß Höhner. In der Regel setze sich die elterliche Beziehungsproblematik in dieser Auseinandersetzung fort.

Auch wenn Madonna sich geschlagen gibt — vorbei ist der Streit nicht: Sie verlangt, wöchentlich mit Rocco sprechen zu können, und will informiert werden, wenn er ausgeht. Diese Punkte sollen vor Gericht Ende März geklärt werden.

(leb)
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