Nachruf auf einen Hollywood-Star Christine Kaufmann — die Nomadin

München · Christine Kaufmann machte erst als Kinderstar, dann als Frau von Hollywoodbeau Tony Curtis von sich reden. Zurück in Deutschland gelang ihr aber der Sprung ins ernste Schauspielfach. Nun ist die Österreicherin an Leukämie gestorben.

 Christine Kaufmann und Tony Curtis 1963 auf dem Roten Platz in Moskau.

Christine Kaufmann und Tony Curtis 1963 auf dem Roten Platz in Moskau.

Foto: ap, IP CV, SK. KEY S, RO., XGM

Christine Kaufmann gab jedoch nie auf, bewies Kampfgeist, der gar nicht zu ihrer ätherischen Erscheinung und hingehauchten Stimme passen wollte. Sie schaffte den Wechsel ins anspruchsvolle Schauspielfach, schrieb Bücher, reiste um die Welt. Ihren letzten Kampf aber, gegen Leukämie und Blutvergiftung, verlor sie: Gestern ist die Schauspielerin im Alter von 72 Jahren in München gestorben.

Bereits als Neunjährige hatte Kaufmann 1954 in dem Film "Rosen-Resli" unter der Regie von Harald Reinl die Herzen der Kino-Zuschauer erobert. Vier Jahre später spielte der Kinderstar in "Mädchen in Uniform" und hielt dort, so ein Kritiker, sogar "der Strahlkraft einer Romy Schneider stand". Kaufmanns Stern leuchtete so hell, dass nach weiteren Filmen in Frankreich und Italien auch Hollywood aufmerksam wurde.

Dort legte sie einen fulminanten Auftakt hin: Direkt für ihr Debüt "Stadt ohne Mitleid" (1961) erhielt sie einen Golden Globe. Darin spielte Kaufmann an der Seite von Kirk Douglas ein Kleinstadtmädchen, das Opfer einer Vergewaltigung wird. Douglas, mittlerweile 100 Jahre alt, blieb ihr lebenslang verbunden. Es folgten weitere Engagements in Hollywoodfilmen wie "90 Minuten nach Mitternacht" (1962) und "Taras Bulba" (1962) an der Seite von Tony Curtis.

Der 37-Jährige war damals ein Weltstar - und ein Frauenschwarm. Auch zwischen Curtis und Kaufmann funkte es, 1963 wurde geheiratet, sie war 18. Die Schauspielerin zog sich ins Privatleben zurück, bekam 1964 Tochter Alexandra und 1966 Allegra. Zwei Jahre später bereits war die Ehe ein Scherbenhaufen, Kaufmann kehrte mit den beiden Töchtern zurück nach Deutschland.

Dort interessierten sich zunächst die Boulevard-Blätter für den Hollywood-Flüchtling, vor allem, nachdem Curtis 1972 in den Sommerferien mit seinen Töchtern ohne vorherige Absprache in die USA entschwand. Für Kaufmann eine Kindes-Entführung, ein US-Gericht sprach dem Vater jedoch das Sorgerecht zu. "Es war, als hätte man mir das Herz herausgerissen", sagte die Schauspielerin damals.

Beruflich aber lief es gut für sie. Kaufmann drehte mit Regiehelden wie Werner Schroeter, Rainer Werner Fassbinder und Peter Zadek, bekam eine Rolle in der TV-Serie "Monaco Franze" und spielte Theater, erst am Hamburger Schauspielhaus und später am Wiener Burgtheater. Da waren ihre Töchter längst wieder aus den USA zurück, hatten dem alkohol- und drogenkranken Vater den Rücken gekehrt.

Aus Erfahrung schlau geworden, schirmte Kaufmann ihr Privatleben so weit wie möglich ab. Stattdessen veröffentlichte sie mehrere Memoiren-Bände und schrieb Gesundheitsbücher. Ein weiteres Werk wird posthum herausgebracht. "Sie wurde mitten aus ihrer Arbeit und ihrer enormen Schaffenskraft gerissen", teilte ihr Management mit. Christine Kaufmann blieb Nomadin bis zuletzt.

(RP)
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