AfD-Abgeordneter Maier unter Druck Noah Becker reagiert gelassen auf "Halbneger"-Tweet

Berlin · Noah Becker, Sohn der Tennis-Legende Boris Becker, hat gelassen auf den rassistischen Kommentar aus Reihen der AfD reagiert. "Ich bin nicht wütend auf Jens Maier, weiß nicht einmal, wie er aussieht ehrlich gesagt."

 AfD-Politiker Jens Maier und Noah Becker (Archivbilder).

AfD-Politiker Jens Maier und Noah Becker (Archivbilder).

Foto: dpa, mkx gfh kno

Das sagte der 23-Jährige dem Magazin "Vice.com". "Sowas passiert schon öfter - im Club oder auf der Straße. Wenn die Person vor mir steht, dann trifft mich das härter." Trotzdem sei es frustrierend, dass Menschen in Machtpositionen heute immer noch andere so beleidigen könnten. Andere machten es ihnen dann nach und das sei beängstigend.

Noah Becker hat ein Maler-Atelier in Berlin, arbeitet als DJ und ist Mitglied einer Band. In einem Interview hatte er kürzlich erklärt, Berlin sei im Vergleich zu London oder Paris eine "weiße Stadt", er selbst sei wegen seiner braunen Hautfarbe attackiert worden. Über den Twitter-Account des AfD-Bundestagsabgeordneten Jens Maier war daraufhin der Satz gepostet worden: "Dem kleinen Halbneger scheint einfach zu wenig Beachtung geschenkt worden zu sein, anders lässt sich sein Verhalten nicht erklären."

Maier spricht von "Panne"

Der Kommentar wurde später gelöscht. Nach Angaben Maiers hatte nicht er selbst, sondern ein Mitarbeiter die Zeilen verfasst. Der sächsische AfD-Bundestagsabgeordnete sprach von einer "Panne" und kündigte an, er wolle sich bei Becker dafür entschuldigen. Dem twitternden Mitarbeiter habe er eine Abmahnung erteilt.

Trotzdem sieht sich Maier, der als Vertreter des rechtsnationalen Parteiflügels um den Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke gilt, jetzt auch intern mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. "Wenn wir das tolerieren, geht es zu weit", sagte Parteichef Jörg Meuthen und kündigte an, der Parteivorstand werde am Montag über die Möglichkeit "weitreichender" Ordnungsmaßnahmen beraten.

In dem "Vice"-Interview sagte Noah Becker, den Vergleich Berlins mit Paris oder London habe er nicht negativ gemeint, "das ist einfach so. Berlin ist eben anders als Paris oder London." Aber er habe sich in Berlin verliebt. "Verglichen mit anderen Städten kann man hier noch so frei sein und die Menschen akzeptieren mich, so wie ich bin - abgesehen eben von den rassistischen Vorfällen", sagte Becker.

Auf die Frage", wie häufig er als "Neger" bezeichnet werde, antwortete Becker: "zu häufig". "Gerade viele junge Menschen sagen das auch durch den Einfluss von Rapmusik. Die wissen es nicht besser. Dabei können Worte so viel anrichten." Es sei "einfach ein bizarres Gefühl, wenn man so behandelt wird, als ob man nicht existieren sollte. Das trifft mich". Es passiere ihm und Freunden auch ständig, "dass Leute mit dem Finger auf uns zeigen und Witze über unsere Haare machen. Das machen sie, weil sie einfach Angst haben".

"Den Menschen mit Hass müssen wir einfach Liebe geben"

Für dieses Verhalten habe er absolut kein Verständnis. Solche Menschen seien eben in gewisser Weise ignorant. "Wenn man aufwächst, wo nur Weiße sind, wenn man nur eine bestimmte Hautfarbe sieht, dann kennt man nichts anderes. Und hat Angst vor Fremden." Er selbst sei stolz auf seine Hautfarbe. "Und genauso darauf, deutsch zu sein. Den Menschen mit Hass müssen wir einfach Liebe geben und noch mehr Liebe - bis ihr Gehirn voll damit ist."

Über Maier sagte Noah Becker: "Der ist nunmal so. Er weiß es halt nicht besser. Vielleicht ist ihm langweilig." Er sei nicht "wirklich verletzt" wegen des Vorfalls. Nichtsdestotrotz will Noah Becker in Absprache mit seinem Vater juristisch gegen den AfD-Abgeordneten vorgehen. Rechtsanwalt Christian-Oliver Moser hatte der "Bild" am Mittwoch gesagt, er sei beauftragt, unverzüglich die erforderlichen straf- und zivilrechtlichen Schritte gegen Maier zu ergreifen.

(felt)
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