Teufelsaustreiber sind Mangelware Päpstliche Universität bildet 120 Exorzisten aus

Rom (rpo). Die päpstliche Universität Regina Apostolorum bildet seit Mitte Februar 120 Priester in einem dreimonatigen Kurs zum geprüpften Exorzisten aus. So will der Vatikan den Satanskult bekämpfen. Die Teilnahme an dem dreimonatigen Kurs kostet 180 Euro.

Die päpstliche Universität will durch die Fortbildung zur Prävention von Verbrechen beitragen. Auf dem Lehrplan stehen unter anderem theoretische und praktische Herangehensweise an den Dienst des Exorzisten. Vier Exorzisten, ein Theologe, ein Journalist, eine Psychiaterin und ein Polizist sollen die angehenden Teufelsaustreiber lehren, zwischen Geisteskranken und Besessenen zu unterscheiden.

"Viele Menschen brauchen mich gar nicht: Bei bis zu 300 Hilferufen wird am Ende nur in zwanzig Fällen das Ritual praktiziert", sagt einer der Dozenten, der Exorzist Francesco Bamonte. Der Vatikan überarbeitete die Regeln für das Austreiben von fremden Mächten 1999 und definierte in dem Dokument "De Exorcismis" übernatürliche Kräfte, eine übertriebene Aversion gegen Gott und das Sprechen "fremder" Sprachen als Anzeichen von Besessenheit.

Auch wenn sich viele Fälle bei näherem Hinsehen als psychische oder Geisteskrankheiten erweisen, reichen laut Bamonte die 400 in Italien tätigen Teufelsaustreiber für die jährlich 500.000 Anfragen nicht aus. Der Dekan der italienischen Exorzisten, Gabriele Amorth, begrüßt deshalb den neuen Kurs: "Ich habe immer gehofft, dass Schulen für die Vorbereitung auf diesen schwierigen und unverzichtbaren Dienst entstehen."

In der Vergangenheit wehrte er sich gegen die neuen Exorzismus-Formeln, weil sie schwächer als die alten seien. Mittlerweile hat er sich aber nach eigenem Bekunden durch die Praxis von deren Wirksamkeit überzeugen lassen.

Exorzismen dürfen nach vatikanischen Vorgaben nur auf Anordnung eines Bischofs ausgeführt werden. Bei dem Ritual legt der Priester dem vom Teufel oder von Dämonen Besessenen die Hände auf, spricht Gebete und eine Exorzismus-Formel. Dem Teufel befiehlt der Priester "Weiche Satan".

Satanismus ernstes Problem

Das wachsende Interesse junger Leute für Satanismus wird nach Auffassung der Organisatoren der Fortbildung durch Gewalt verherrlichende Texte satanischer Rockmusik entscheidend gefördert. "Sie transportieren eine Philosophie, die sich mit einem Satanismus aus Depression, Pessimismus und sozialer Ausgrenzung verbindet, wenn sie auf den fruchtbaren Boden familiärer Schwierigkeiten fallen", glaubt der Journalist Claudio Climati. Er wird über den Dämon in Literatur, Musik, Theater und Film dozieren.

Weg vom Bild des Hokuspokus und hin zu einer wissenschaftlich untermauerten Praxis, könnte das Motto der päpstlichen Universität bei ihrem in der Öffentlichkeit vorgestellten Kurs lauten. Der Kriminologe Marco Strano von der italienischen Polizei, dessen Nachname auf Deutsch "seltsam" bedeutet, informiert die Teilnehmer über so handfeste Aspekte wie die Tatorte: "Satanische Riten finden zunehmend in geschlossenen Orten, zum Beispiel in Privatvillen statt." Deshalb werde es immer schwieriger, das Ausmaß des Phänomens festzustellen.

Ein weltliches Gericht in Norditalien indes verhängte jetzt eine dreißigjährige Haftstrafe für einen Satanistenmord. Der Täter war der Anführer der Gruppe "Satansbestien". Gemeinsam mit anderen Gruppenmitgliedern verübte er 1998 in einem Wald in der Lombardei rituelle Morde und verscharrte die verstümmelten Leichen der drei Opfer. Auch ein umfassendes Schuldbekenntnis schützte ihn nicht vor einer harten Strafe. Monate lang hielt dieses Verbrechen die italienische Öffentlichkeit in Atem.

(afp)
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